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Kinosaal Rot 4000

Regie: Brad Bird

 

Kinostart: 15. Dezember 2011

 

Kurzinhalt (Quelle: Presseheft)

 

Eine gewaltige Explosion erschüttert den Kreml: ein verheerender Bombenanschlag, der den Frieden zwischen den Weltmächten und damit der gesamten zivilisierten Welt gefährden kann. Für Geheimagent Ethan Hunt bedeutet dieser katastrophale Zwischenfall die bislang brisanteste Mission seiner Karriere. Denn der Kopf der „Impossible Mission Force" wird mit seinem gesamten Team für den brutalen Terrorakt verantwortlich gemacht. Der US-Präsident aktiviert daraufhin das „Phantom Protokoll", das die IMF fortan verleugnet. Sollte es Hunt und seinem Team rund um Jane Carter, Benji Dunn und den undurchsichtigen Brandt nicht gelingen, die Drahtzieher zu fassen, werden sie für das Attentat verantwortlich gemacht und weltweit als Terroristen gebrandmarkt und gejagt werden. Ohne Unterschlupf, Rückendeckung oder Verbündetet führt ihr Weg sie von Prag über Moskau nach Vancouver und Dubai, um dem geheimnisvollen Mann auf die Spur zu kommen, der im Hintergrund die Fäden zieht.

 

Zum vierten Mal schon wird Tom Cruises alter Ego Ethan Hunt auf die Probe gestellt. Dieses Mal muss er sich aber nicht alleine ins Abenteuer stürzen. Tatkräftig wird er von hochkarätigen Schauspielern unterstützt, wie Simon Pegg, wieder in der Rolle des Benji Dunn, Jeremy Springer, der durch seine herausragende Schauspielerische Leistung seinen Durchbruch mit dem atemberaubenden "Hurt Locker" schaffte, sowie Paula Patton, bekannt aus "Déjà-Vu", und der hervorragende Charakterschauspieler Michael Nyqvist aus der "Millenium"-Trilogie. Michael Nyqvist schlüpft in "Phantom-Protokoll" in die Rolle des Bösewichtes, der Ethan Hunt und seinem Team das Leben schwer macht. Das Ziel des Gegenspielers ist wohl eines der typischen „Oberbösewicht-Ziele". Na...? Genau: Die Welt durch einen Atomkrieg zerstören. Wer denkt da nicht sofort dran? Auf das obligatorische Glasauge, eine fiese Lache sowie Zylinder und Gehstock hat man glücklicherweise verzichtet ;)

 

Nicht nur der Cast glänzt geradezu mit Top-Schauspielern. Betrachtet man die zuständige Crew des Filmes standen die Chancen gut, dass wir einen richtigen Actionkracher serviert bekommen - allen voran Produzent J. J. Abrams und zweifacher Oscar-Gewinner Brad Bird. Genie und Multitalent Abrams feierte im Agenten- und Action-Genre schon mit Serien wie "Alias" und "Fringe" Erfolge, inszenierte darüber hinaus 2006 den Vorgänger "Mission: Impossible 3" und 2009 das spannungsgeladene Actionfeuerwerk "Star Trek". Er brachte also gute Voraussetzungen für einen bombastischen vierten Teil über Ethan Hawks Abenteuer mit.
Brad Bird war zuvor im Animationsbereich zu Hause und feiert mit "Mission: Impossible - Phantom-Protokoll" sein Realfilm-Debüt. Schon mit 14 Jahren erregte Bird die Aufmerksamkeit der Walt-Disney-Studios mit seinem ersten Animationsfilm, an dem er drei Jahre gearbeitet hatte. Er war verantwortlich für Filme wie "The Iron Giant" (1999), "Ratatouille" (2007) und "The Incredibles" (2004). Für "Ratatouille" und "The Incredibles" ergatterte er schließlich zweimal die begehrte Oscar-Trophäe. Als Cinematographen holten sie den hochkarätigen Oscargewinner Robert Elswit mit ins Boot. Er war verantwortlich für die Kamera bei Filmen wie "Good Night, and Good Luck", für den er eine Oscarnominierung bekam, sowie für "There will be Blood", mit dem er ihn dann auch gewann. Außerdem beteiligt war er bei Paul Thomas Andersons "Magnolia" (1999), Tony Gilroys "Michael Clayton" (2007) und zuletzt für Ben Afflecks "The Town" (2010), um nur einiger seiner Filme zu nennen. Bei all diesen Top-Schauspielern im Cast und der hochkarätigen Crew konnte man doch eigentlich von einem der Blockbuster (des Jahres) ausgehen?

 

Trotz dieser guten Voraussetzungen und immer wiederkehrenden tollen Ansätzen im Drehbuch und Film, sprang der Funke für mich nicht endgültig über. Im Gegensatz zu den Vorgängern ist Tom Cruise alias Ethan Hunt nicht mehr komplett auf sich alleine gestellt. Im vierten Teil bekommt er Unterstützung von zwei männlichen und einem weiblichen Kollegen. Die Charaktere sind allesamt schön ausgereift und jeder bietet eine eigene vielschichtige Persönlichkeit. Das macht es Ethan Hunt nicht immer einfach, das Team zusammenzuhalten. Man kann schön sehen, wie sich die Figuren im Laufe des Filmes weiterentwickeln, sich ihren Ängsten stellen und diese auch überwinden. Hierbei hat mir besonders die Entwicklung Jeremy Renners gefallen, der die deutlichste Weiterentwicklung seines Charakters vorzeigt. Vermittelt er mit seinem Auftreten und dem Anzug beim ersten Treffen ein Gefühl eines typischen "Büro-Agenten", muss er sich mit dem Fortschritt des Filmes mehr als nur einmal beweisen und in ihm schlummernde Fähigkeiten zum Leben erwecken. Auch Simon Pegg alias Computerprofi Benji Dunn wird im vierten Teil auf eine harte Probe gestellt. Der Einsatz im Team verlangt im nun weit mehr ab als seine reinen Computerkenntnisse. Benji Dunn ist auch derjenige, der dem Spektakel die meiste Komik verleiht. Insgesamt beinhaltet "Phantom-Protokoll" generell viel (Situations-)Komik und weiß sich leider nicht so recht einzuordnen zwischen einer Komödie und einem Actionfilm. Zwar mag die Gradwanderung der Kombination von komischen Elementen mit der Geschichte eines ernsten Actionfilmes durchaus funktionieren. Doch ist es bei weiten nicht einfach, von den beiden Elementen die richtigen Portionen zu finden und sie gekonnt einzusetzen. In dieser Hinsicht schwächelt der "Mission: Impossible" durchweg. Es scheint so, als versuchte man mit erhöhtem Einsatz komödiantischer Elemente nur über den stotternden Spannungsaufbau und die teilweise etwas flaue Geschichte hinwegzutäuschen. Gerade die oftmals fehlende Spannung war das größte Manko des Filmes. Zwar wird der Film mit seinen 132 Minuten nicht langweilig, aber er "plätschert halt so vor sich hin".

 

Ausnahmen bestätigen ja bekannterweise die Regel, wie in diesem Falle die Sequenzen in Dubai, die sich komplett abheben, den besten Abschnitt des Filmes bieten und dabei auch noch die fesselnste Atmosphäre vorweist. Vor allem durch Werbung und Trailer dürften die Kletter-szenen am höchsten Gebäude der Welt, dem Burj Khalifa, schon bekannt sein. Schon bei dem Bau des Gebäudes weckte es das Interesse von Tom Cruise. Als es zu den Planungen zu "Phantom-"Protokoll" kam, fiel die Entscheidung relativ schnell, Szenen in Dubai und am Burj Khalifa zu drehen. Zunächst plante das Produktionsteam im Studio ein Teil des Gebäudes nachzubauen und mit Hilfe von Computereffekten den Rest in der Postproduktion zu ergänzen, so dass Tom Cruise sicher und kontrolliert an der Fassade herumkrakseln konnte. Es folgten Meetings, Storyboards und Previsualisierungen, bis sie sich dann mit Tom Cruise zusammen setzten. Er wollte aber nicht im Studio drehen, sondern in Dubai direkt am Hochhaus. Was folgte, waren monatelange Proben, bis die Szenen-Abläufe praktisch zur Routine wurden. Anfangs waren noch zwei Drehtage direkt am Gebäude geplant, mit darauffolgenden acht Tagen an dem Nachbau im Studio. Doch verliefen die ersten beiden Tage so gut, dass man sich entschied, noch weitere zwei Tage dranzuhängen, und konnte so auf die Studioaufnahmen komplett verzichten. Am 123. Stock, den sie zur Verfügung gestellt bekamen (da die Bauarbeiten dort noch nicht einmal abgeschlossen waren), schwang sich Tom Cruise selbst an der Fassade entlang und wiederholte mehrmals seine atemberaubenden Stunts. Die Szenen an der Außenwand des höchsten Gebäudes der Welt bilden sicherlich das Aushängeschild des Filmes. Aber auch zu Recht!


Auch bei anderen Stunts in "Phantom-Protokoll" bestand Cruise darauf, sie selbst auszuführen, auch wenn das nie zwingend notwendig war. Auch seine Kollegen verzichteten größtenteils auf Doubles. Paula Patton zum Beispiel bestand darauf, bei ihrer Kampfszene mit der blonden Killerin selbst vor der Kamera zu stehen.

 

Neben den Burj-Khalifa-Sequenzen gibt es auch noch eine hitzige Verfolgungsjagd in einem gigantischen Sandsturm zu bewundern. Klasse! Der Dubai-Abschnitt ist jedenfalls sehr schön anzusehen bildet zurecht den besten Teil des Filmes.

Ebenfalls eine beeindruckende Szene findet sich am Schluss des Filmes, bei der sich Ethan Hunt mit seinem Gegenspieler Kurt Hendricks (verkörpert von Michael Nyqvist) einen knallharten Kampf um den Atomkoffer liefert. Dafür baute man eigens ein komplettes Set von einer neuen Autogarage nach, mehrere Etagen hoch, und in der Mitte eine riesige Säule, an der sich drei bewegliche Plattformen befinden, um die Autos von Etage zu Etage bewegen zu können.

 

Ein Markenzeichen der "M:I"-Filme ist die Technik und Ausrüstung von Ethan. Immer mit den neusten Spielzeugen ausgestattet, sollen diese ihm eigentlich bei der Durchführung seiner Aufträge behilflich sein. Nicht bei "Phantom-Protokoll"! Schon bei der ersten Durchgabe seiner neuen Mission hapert es. Die typische Selbstzerstörung der Nachricht will einfach nicht so recht, erst mit dem beherzten Nachhelfen Hunts geht das Telefon, mit dem er seine Missionsdaten bekam, in Rauch auf. Dieses Pech mit der Technik haftet an dem Team wie ein Kaugummi an einer Schuhsohle. Das zwingt die Agenten des IMF immer wieder, den aktuellen Plan zu verwerfen und so spontan auf die neuen Umstände zu reagieren - was dem Film die ein oder andere interessante Wendung bringt. So gibt auch die Maschine, die eigentlich Gesichtsmasken, wie sie schon in den vorherigen Teilen von "Mission: Impossible" vorkamen, für Tom und Pegg herstellen soll, genau dann den Geist auf, als sie dringend gebraucht werden. Dadurch verbleibt nur wenig Zeit für das Team rund um Ethan Hunt, einen neuen Plan zu entwickeln.

 

Für die schwächelnde Technik, die Ethan zur Verfügung hat, ist er zwar nicht zu beneiden, aber dafür mehr wegen seines fahrbaren Untersatzes. So darf er in den Genuss kommen, einen Prototypen des BMW-i8 sein Eigen nennen zu dürfen - bei dem er dann auch bei einer heißen Verfolgungsjagd durch die Straßen Dubais die Reifen qualmen lässt.

 

Die Ausrüstung von "Phantom-Protokoll" bietet mir einen guten Übergang, um zum Schluss des Reviews und damit zu einem kurzen Fazit zu kommen. Die Technik ist gut vergleichbar mit dem Film an sich. Sie ist ausgereift, auf dem allerneusten Stand, cool und interessant, aber sie funktioniert einfach irgendwie nicht so richtig. Der Film pendelt ständig zwischen Komödie und Actionfilm hin und her, ohne sein eigenes Gleichgewicht dabei zu finden. Die unterhaltsamen und komödiantischen Elemente schaffen es nicht, den flachen Spannungsbogen zu überspielen. Den "Inbegriff des Popcorn-Kino", wie es Tom Cruise (dem man übrigens sein Alter deutlich ansieht) nannte, gelang ihm damit nicht zu realisieren. Auch Erfolgsgaranten wie Regisseur Brad Bird oder Produzent J. J. Abrams konnten die hohen Erwartungen leider nicht ganz erfüllen.

 

Schließlich möchte ich mit einem Satz beenden, die Ethan Hunt am Ende des Filmes sagte: "Mission accomplished!" Glauben Sie das wirklich, Herr Cruise?

 

Gesehen von Bastian Schwab

 

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