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Kameras, die in der Hand verschwinden

 

Er ist schon verlockend, der Gedanke, dass man für ein paar hundert Euros bereits eine Kamera erwerben kann, mit der man Full HD aufnehmen kann. Doch irgendwo muss doch ein Haken sein, warum sonst gibt es teurere, professionellere Kameras? Wir schauen uns einmal zwei unterschiedlich teure Vertreterinnen dieses Kameratyps an, die HC-V727 von Panasonic für ca. 400,- € sowie die Canon Legria HF G25 für rund 1000,-€.

 

Erste Annäherung

Um es gleich vorweg zu nehmen,- für Spielfilme wird man die ganz kleinen Kisten wie die HC-V727 (Preisklasse 400 Euro) sicher nicht verwenden, doch wenn es mal ein spontaner Dreh sein soll oder man möchte möglichst unauffällig drehen, dann haben diese kompakten Camcorder durchaus ihren Reiz.

 

Der Codec ist in der Regel AVCHD, da wird also kräftig komprimiert um auf die kleinen SD Karten hochauflösende Videos aufzeichnen zu können. Doch die Aufnahmen sind durchaus ansehnlich, vergleicht man sie mit dem guten alten Mini DV so ist man recht froh, diesen Quantenschritt gemacht zu haben.

 

Natürlich ist auch die Farbtiefe nicht professionell, 4:2:0 passt nicht in die von der EBU geforderten technischen Vorgaben für High Definition im Fernsehen. Andererseits,- wenn das aufgenommene Material brisant, originell oder einfach umwerfend gut ist, machen selbst TV-Sender immer wieder auch mal Ausnahmen.

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Auf der Oberseite deutlich sichtbar die Mikrofone sowie die Zoomwippe 

Der optische Bildstabilisator arbeitet gut, das ist bei kleinen Kameras besonders wichtig, weil hier schlicht die Masse fehlt, auf mechanische Weise das Bild zu beruhigen. Gespart wird bei diesen Geräten auch am Zubehör. Akkus sind eher schwach dimensioniert und werden nicht in einer externen Ladeschale sondern in der Kamera geladen. Nur durch Zukauf von Zubehör kann man dieses Manko abstellen.

 

Panasonic HC-V727

Mit diesen kompakten HD Rekordern hat Panasonic in der HDC Reihe bis auf den schwachen Akku vieles richtig gemacht. Sogar der Kamerachip ist ein wenig größer als bei vergleichbaren Camcordern in dieser Preisregion, was in einer besseren Lichtempfindlichkeit resultiert. Hier ist auch die Optik mit 1:1,8 durchaus von Bedeutung.

 

Auch wenn es verlockend ist, der Kamera per Automatik die relevanten Funktionen zu überlassen,- sie übernimmt dann gänzlich das Ruder und schaltet auch gerne mal bei wenig Licht den eingebauten LED Minischeinwerfer zu. Man muss das mögen, oder abschalten.

 

Ton

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Die wenigsten Funktionen sind über direkte Tasten erreichbar, ganz gleich was man selbst gestaltend beeinflussen möchte, man benötigt immer den Touchscreen um sich durch Menüs zu hangeln. 

Wichtig für ambitionierte Filmer- die Kamera besitzt einen 3,5mm Klinkeneingang für externe Mikrofone und lässt sich auch manuell pegeln. (Dieses Feature gehört zu jenen Unterscheidungsmerkmalen innerhalb der Kamerabaureihen, für die man von den Herstellern zur Kasse gebeten wird, oft kostet ein zusätzlicher Kopfhörerausgang noch einmal extra.)

Allerdings muss man dafür jeweils in das entsprechende Menü, man muss also vor der Aufnahme aussteuern und für jede Einstellung mit veränderter Tonsituation wieder neu. Das kann nerven, besser wäre da ein externes Mischpult auf das man die Kamera einpegelt. Allerdings sind portable Location-Mischer meist deutlich größer und schwerer als die HC-V272, die Freiheit und Leichtigkeit des Drehens gehen so verloren.

 

Aufnahmemodi

Etwas schwer durchschaubar sind die verschiedenen Aufnahmemodi, denn an allen steht im Rekord-Menü 1920, allerdings unterscheiden sie sich durch Buchstaben, die man erst einmal technischen Werten zuordnen muss. Sie dienen nämlich der Verlängerung der möglichen Aufnahmezeit bei gleichbleibender Auflösung. Das kann ja nur durch Weglassen von Details und stärkere Komprimierung geschehen!

Aufnahmemodus und Übertragungsrate:

HA 17Mbps, HG 13Mbps, HX 9 Mbps, HE 6 Mbps

Bildgröße: HA/HG: 1920x1080/50i, 1920x1080/25p optional kann man den "25p Digital Cinema" Modus ein/ auszuschalten

HX : 1920x1080/50i, HE : 1440x1080/50i

Entsprechend verändert sich die Aufnahmedauer bei 16 GB von 2 Stunden bei HA bis 6 Stunden bei HE

 

Problematisch bei dieser Art Kamera bleiben die Bedienung über Touchscreen und die fehlenden Tasten um auf wichtige Parameter direkt zugreifen zu können.

 

Allerdings ist es bestechend, welche Bildqualität so eine Kamera liefert, man kann mit dem Status eines Touristen hochwertige Aufnahmen machen, gerade für verdeckte Drehs bei denen man nicht auffallen will ist diese kleinste Kameraklasse durchaus zu empfehlen.

Wer es etwas komfortabler haben möchte, muss tiefer in die Tasche greifen, hier stellen wir beispielhaft einen Camcorder von Canon vor.

 

Canon Legria HF G25

Canon Legria

Für anspruchsvolle Amateure oder Profis, die bereit sind, Kompromisse einzugehen und die eine kompakte Kamera suchen, eine interessante Alternative. (Foto: Canon) 

Die Canon Legria (übrigens ein leicht modernisiertes Derivat der HF G10)  hat ein lichtstarkes Objektiv mit 10fach-Zoom. Es bietet 1:1,8 als größte Blendenöffnung. Dies birgt allerdings auch die Gefahr in sich, dass sogenanntes Streulicht in das Objektiv fällt, deshalb sollte man immer die mitgelieferte Streulichtblende verwenden.

 

Ein deutliches Plus für lange Aufnahmephasen speziell im Doku Bereich sind die Slots für 2 SDHC/XC-Speicherkarten damit ist eine nahtlose Aufnahme möglich, die jeweils volle Karte kann man im laufenden Betrieb wechseln.

 

Wie auch die Panasonic, kann die Canon Legria lediglich AVCHD mit maximal 24 Mbit und 4:2:0-Farbauflösung auf den SDHC/XC-Speicherkarten aufnehmen. Die von TV Anstalten geforderten 4:2:2 als Mindestfarbtiefe sind nicht erreichbar. Aber für Internet oder Imagefilme reicht die 4:2:0 Farbtiefe durchaus.

 

Wertvolle Merkmale

Die Canon Legria bietet kaum Knöpfe, um Automatiken abzuschalten oder Parameter manuell direkt zu beeinflussen. Will man das tun, muss man in die Menüs gehen. Dazu besitzt die Kamera einen Sensorbildschirm (Touchscreen). Allerdings kann man zwei Tasten und ein Stellrad frei belegen, ein wichtiger Luxus.

 

Dort aber bietet die Kamera einen großen Komfort, der Audiopegel kann in 100 Stufen eingestellt werden, verschiedene Audio-Filter ( Windschutz etc.) lassen sich zuschalten.

Canon Legria

Viele Gestaltungsmerkmale dieser Kamera unterstützen das Handling für Kreative durch manuelle Einflussmöglichkeiten. (Foto: Canon) 

Sehr hilfreich für den anspruchsvollen Anwender sind Waveform-Monitor und Peaking Anzeige, Features wie diese zeigen deutlich, wofür Canon den höheren Kaufpreis abruft. Besonders nützlich sind zwei frei frei belegbare Tasten neben dem Display und ein frei belegbares Rad auf dem Rücken der Kamera mit dem man, je nach Wunsch Blende, Shutter und Gain manuell justieren kann.

Die Canon Legria nimmt den Weißabgleich automatisch vor. Das tut sie auch recht zuverlässig, kritisch sind lediglich Situationen, bei denen verschiedene Lichtarten (z.B. Tageslicht und Kunstlicht) miteinander konkurrieren oder wenn das hellste Element im Bild eine Eigenfarbe hat.

 

Die Canon Legria besitzt lediglich einen 3,5mm Klinkenstecker Eingang und sie bietet auch keine 48 V Phantomspeisung. Man benötigt deshalb unbedingt Mikrofone mit eigener Batterie-Stromversorgung, oder Batterieboxen und meist auch einen Adapter, der von den professionellen XLR Steckern auf die Amateurnorm 3,5mm übersetzt.

 

Hinweis, falls man mal verzweifelt: Wenn man auf das Automatic-Menü nicht zugreifen kann (es ist grau unterlegt) so liegt das daran, dass man in einem anderen Menü (oben links REC Programs) auf Manuell gestellt hat. Wenn man in Rec Programms wieder auf Automatic umstellt, ist die Belichtungsautomatik auch wieder aktiviert.

 

Akku BP 827 ist der Originalakku, doch einer allein macht den Dreh mühsam. besser einen stärkeren und ein passendes Ladegerät von Drittherstellern bestellen.

 

Fazit

Wer unauffällig drehen möchte, wer wenig Gewicht dabei haben will oder wer keine komplizierten Drehsituationen (hoher Kontrast etc.) zu meistern hat, kann mit diesen Winzlingen unter Umständen glücklich werden. Verlockend ist vor allem die bestechende Kompaktheit. Profis werden den Winzlingen vorwerfen, dass sie so leicht sind, dass man damit nicht genügend Trägheit für ruhige Aufnahmen aus der Hand hat. Doch die eingebauten optischen Bildstabilisatoren kompensieren so manche Unruhe ihrer Benutzer.

 

Auch für Inhouse-Produktionen von Unternehmen, die speziell Videos für Ihren Online-Auftritt drehen wollen, eignet sich die teurere Variante, die Legria HF G25 durchaus. Fernsehanstalten werden mit dem Codec unzufrieden sein, doch wie so oft gilt auch hier,- wenn das gedrehte Material so einzigartig und bedeutend ist, wird man alles senden. 

 

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