Bug
Daten |
Bug USA 2006 REGIE: William Friedkin TON: Jeffrey Haupt DARSTELLER: Ashley Judd, Michael Shannon, Lynn Collins, Brian F. O'Byrne, Harry Connick Jr., Lucca Foggiano |
CineMerit Award William Friedkin
Regie: William Friedkin
William Friedkins neuestes Werk "BUG" handelt von Menschen in Isolation und Einsamkeit, die durch tragische Ereignisse schizophrene Geisteszustände und paranoide Wahnvorstellungen entwickeln und sich letztendlich darin verlieren.
Der Film erzählt von der Kellnerin Agnes, die ihr trauriges Leben in örtlicher Bar arbeitend und heruntergekommenen Motel fristet. Abgeschieden von der Außenwelt versteckt sie sich dort vor ihrem gewalttätigen Ex-Mann Jerry, der gerade aus dem Gefängnis entlassen nun fieberhaft nach ihr sucht. Sie lebt mit einem schweren Schicksalsschlag, der sich in der Vergangenheit ereignete: ihr sechsjähriges Kind ist beim gemeinsamen Einkaufen im Supermarkt verschwunden. Die Suche nach dem verlorenen Kind hat sie hoffnungslos aufgegeben.
Der kleine Mikrokosmos der Agnes wird in Unruhe versetzt durch das Erscheinen des wortkargen aber freundlichen Fremden Peter Evans. Ihre lesbische Freundin R.C., mit der sie zu Beginn zusammen ist, stellt ihn ihr vor. Ohne Bleibe lässt sie ihn bei sich wohnen. Von den Männern enttäuscht und alleine, fühlt sie sich durch seine männliche Unschuldigkeit angezogen und geht mit ihm eine Liebesbeziehung ein. Aber er ist mehr als nur der Liebhaber. Er ist ihr verlorenes Kind, das sie in ihm wieder gefunden hat und das sie sich von keinem mehr nehmen lassen wird. Ihre anfängliche Zuneigung zu ihm verwandelt sich in eine symbiotische Abhängigkeit. Diese wird genährt durch Peters manische Verschwörungstheorien, denen sie langsam Glauben schenkt und in die sie sich mit ihm zusammen hineinsteigert. Als ehemaliger Golfkriegsoldat gibt er an für militärische Experimente benutzt worden zu sein. Er glaubt, sein Körper und Blut von Läusen und Abhörsendern infiltriert und durchsetzt zu wissen.
So erzählt dieses psychologische Drama in erschreckenden Bildern die Reise der beiden in eine irreale, immer abstruser anmutende Welt, die davon bestimmt ist, Bugs aufzuspüren und zu bekämpfen. In besessener Darstellung werden sie sinnbildlich selbst zu Wanzen in einem selbst konstruierten Labyrinth, um sich vor dem Feind - der Wirklichkeit und den Tatschen des Lebens - zu verstecken. Das krankhaft fixierte Verhältnis der beiden zueinander und der latente Verfolgungswahn wird durch Jerrys Erscheinen und Peters behandelndem Arzt verschärft. Der Ex, der nach altem Schema mit Gewalt versucht seine Ansprüche der Vergangenheit anzumelden und dessen Anwesenheit für Agnes genauso traumatische Erinnerungen hervorruft wie Dr. Sweet, der den Kriegstraumatisieren versucht hat zu rehabilitieren und der nun angeblich von der Regierung geschickt ist, um ihn aufzuspüren. Man möchte annehmen, sie sind die Brücke zu realen Außenwelt, das einzige Fenster zur Wirklichkeit. Die innerliche, geistige Abkehr der beiden von der Welt geht einher mit einer Äußerlichen, die sich in der physischen Selbstzerstörung äußert und im Selbstmord endet.
Am Schluss deutet Friedkin dann mit einer kurzen Einstellung an, das dieser Selbstmord durch gegenseitiges in Brand setzen nie stattgefunden hat. Es ist das symbolische Telefon zu sehen, das wie zu Beginn des Films klingelt. So versteht man, dass die anfänglichen Anrufe nicht von Jerry kamen, sondern ihre paranoiden Wahnvorstellungen sind. Auch die Sachen des Kindes weisen symbolisch auf dessen Verlust hin und geben Aufschluss über Ursache und Auslöser der schizophrenen Anwandlungen und verzerrten Geisteszustände der Agnes. Was den Schluss zulässt, dass die Handlung nur im Kopf dieser wirklichkeitsentfremdeten Frau stattgefunden hat. Agnes hat durch den traumatischen Verlust ihres Sohns einen gestörten Bezug zur Realität entwickelt und ist ins geistige Schattenreich der Verweigerung hinab gestiegen.
Der Film bietet hier natürlich verschiedene Interpretationsmöglichkeiten, genauso wie Agnes verwirrter Zustand nicht stattgefundene Ereignisse erscheinen lässt. Peter, der das gleiche Schicksal wie Agnes teilt, könnte in ihrer Wahnvorstellung als Substitut zum Sohn gewählt und erschaffen worden und somit der imaginärer Freund sein, der in ihrer unbewussten inneren Hölle wütet.
Auf einen aktuellen sozialgesellschaftlichen Kontext bezogen lässt sich Agnes und Peters Schicksal auf eine größere Zahl von Menschen, sogar eine Bevölkerung, übertragen. Nach dem Trauma des 11. September ist die US-amerikanische Gesellschaft in eine vergleichbare paranoide Angsthaltung und einen Verfolgungswahn verfallen. Durch Regierung und Medien gesteuert und verunsichert, wird eine eingeschüchterte Bevölkerung verwanzt, die in allem eine terroristische Bedrohung sehen soll. Die geistige Haltung der amerikanischen Bevölkerung wird hier sinnbildlich aufgezeigt anhand der Zivilistin Agnes und des Kriegsopfers Peter.
Gesehen von Roderik Helms
© 1999-2007
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