
"Bubbles" (Regie: Sebastian Husak)
Regie: Sebastian Husak
Kamera: Nikolai Huber
Buch: Leonard Hettich und Sebastian Husak
Produzent:in: Andreas Schmidbauer, Tanja Schmidbauer
Weltpremiere, Filmfest München 2025 – in der Sektion Neues Deutsches Kino
Fiete und seine Freundin Amiri verbringen ein Wochenende am Wattenmeer – doch dieses wird zu einer emotionalen Zerreißprobe, als sie auf Fietes ehemaligen besten Freund Luca treffen. Dieser lebt mittlerweile in einer völlig anderen „Bubble“ und konfrontiert Fiete mit seiner Vergangenheit, die dieser lieber verdrängt hätte. Im Zentrum steht eine ungeklärte Schuldfrage, die mit einer zurückliegenden Katastrophe verknüpft ist. Als die drei unter Druck geraten und die gespaltenen Lebenswelten aufeinanderprallen, eskaliert die Situation. Die Lage gerät außer Kontrolle …
Das 85-minütige Drama „Bubbles“, das unter der Regie von Sebastian Husak realisiert wurde, erzählt die Geschichte einer ehemals engen Freundschaft und eines gemeinsamen Schicksals, das bis in die Gegenwart hinein verschwiegen bleibt. Im Mittelpunkt steht ein Beziehungsdreieck zwischen Fiete (Leonard Scheicher), Amiri (Zeynep Bozbay) und Luca (Johannes Nussbaum) – brüchig, komplex und tief verstrickt. Im Verlauf der Erzählung wird Fietes und Lucas gemeinsame Vergangenheit zunehmend enthüllt – und mit ihr auch die Tragödie aus der Jugendzeit. Auch die Unterschiede zwischen den Charakteren werden immer deutlicher. Amiri verkörpert in Lucas Augen eine „heile Welt“, während er sich politisch immer weiter in die rechte Richtung radikalisiert. Fiete erkennt in Luca kaum noch den Menschen wieder, der einst sein bester Freund war. Im inneren Konflikt zwischen der Loyalität zu seinem früheren Ich und seiner neuen Realität mit Amiri wirkt Fiete zerrissen. Und schnell wird klar: Fiete ist nicht immer ehrlich. Er neigt dazu, „Unangenehmes“ aus dem Weg zu gehen – mit weitreichenden Folgen.
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Besonders spannend an dem Film, der seine Weltpremiere auf dem Filmfest München 2025 hatte, ist die dialogische Ebene: Die Gespräche beruhen größtenteils auf Improvisation - was den Austausch zwischen den Protagonist:innen roh, echt und unmittelbar wirken lässt. Es entsteht eine emotionale Nähe zu den Figuren, die selten so spürbar ist. Die Entwicklung von Freunden kann oft rasant und unvorhersehbar verlaufen, was in diesem Film auf erschreckende Art deutlich gemacht wird.
Durch die steigernd emotionalen und hitzigen Situationen schafft es der Film, eine eindringliche Spannungskurve mit pointiertem Höhepunkt zu kreieren. Insbesondere die scheinbar ausgelassenen und harmlosen Momente, die von einem Augenblick in den nächsten eine ernsthafte Bedrohlichkeit annehmen, sorgen für fassungslose und gespannte Gesichter im Zuschauersaal. Hinzu kommen düstere Stilelemente wie eine kühle Farbgebung, schlammige Schauplätze und zahlreiche Nachtszenen, die die Beklemmung im Film zusätzlich verstärken.
Doch der Film bleibt nicht nur wegen seiner dichten Atmosphäre im Gedächtnis. Auch das teils offene Ende bewegt – und eröffnet einen weiten Interpretationsspielraum. Das Ende mag auf manche Kinobesucher:innen ernüchternd wirken, insbesondere auf jene, die auf einen eindeutigen und harmonischen Ausgang gehofft hatten. Die Botschaft aber bleibt: Wie gehen wir mit verschiedenen „Bubbles“ um? Eine Thematik, die besonders in Zeiten wie diesen als eine sehr wichtige erscheint. Hätte Lucas starke politische Entfremdung von seinem früheren Ich verhindert werden können? Ist Fietes vermeidende, unehrliche Art letztlich die gefährlichere? Auch seine Persönlichkeit sorgt nämlich für viel Konfliktpotenzial. Er geht so scheinbar den „leichten“ Weg, doch welche Konsequenzen hat das für ihn und für seine Mitmenschen? Ist Schweigen und Verdrängung besser, als sich der schmerzhaften Wahrheit zu stellen? Zumindest für Fiete wird sein Netz aus Lügen schließlich zum Verhängnis – und entpuppt sich als großes Chaos.
Der Film wirkt auf mehreren Ebenen - und überzeugt besonders durch seine Authentizität und seinen bissigen Humor – scharf, ironisch, stellenweise provokant und verletzend. Genau damit hebt sich der Film von anderen Dramen ab. Mit seiner gesellschaftlichen Relevanz, der faszinierenden Dialogstärke und der schaurigen Bildsprache ist daher ein Kinobesuch in dem Drama „Bubbles“ wärmstens zu empfehlen.
Filmkritik von Meike Olpp
Unser Interview mit einem der Hauptdarsteller Leonard Scheicher

