Die weltgrößte Fachmesse für Fotografie ist vor allem eine Leistungsshow der großen Kamerahersteller. Sie ringen um Marktanteile in einem schrumpfenden Markt. Es ist schon ein Übel, wenn man eigentlich genau weiß, dass die Verkaufszahlen für dezidierte hochwertige Fotoapparate kontinuierlich sinken und man zwar die Wünsche der Kunden kennt, diese aber nicht so einfach erfüllen kann und will, um die preiswerteren Kameras trotzdem noch verkaufen zu können.
Marktanteile sichern in einem schrumpenden Geschäft
Vor allem die Schwergewichte der Kamerahersteller versuchten einmal mehr, ihre eigene Zukunft zu sichern, nicht alle Ideen wirken überzeugend, viele alte Probleme setzen sich auch in neuesten Kameravorstellungen fort. Da bleiben die alten Formatfragen präsent, auch weil man sie immer wieder in Abwägungen über den Endpreis, die Systempalette, Größe, Objektivangebot, Videotauglichkeit etc. mit einbezieht.
Und natürlich suchen viele Videofilmer auf Grund der etwas günstigeren Preise bei den Fotoapparaten mit "cleanem" Videooutput Lösungen, hochwertigen Kinolook zu erzielen. Insbesondere die neuen Top-Modelle von Panasonic, Sony, Canon, Olympus und Nikon sind hier nicht uninteressant.
Tradierte Objektiv-Mounts,- Vorteil und zugleich Hindernis
Die wenigsten Hersteller scheinen alles richtig zu machen, oft sind sie auch gefangen in den Systemvorgaben, die sie sich selbst vor vielen Jahren geschaffen haben. Natürlich bedeutet Kontinuität beim Objektiv-Mount einerseits für alle, die bereits hochwertige Objektive mit den alten SLR Mounts besitzen, ein Kaufargument. Doch es behindert kompakte Bauweisen.
So tun sich vor allem Nikon und Canon sehr schwer, in den Markt der spiegellosen Systemkameras vorzustoßen, weil ihre Objektiv-Mounts alle ein großes Auflagemaß haben, welches dereinst für den notwendigen Platz der Klappspiegel ihrer Spiegelreflex-Kameras berechnet wurden. Das bedeutet,- baut man eine "Mirrorless" für eine Nikon,- oder Canon Fullframe Kamera, so kann diese mit dem klassischen Bajonett der jeweiligen Kamera nie kompakt ausfallen, weil der Anstand zwischen Objektivmount und Sensor (Auflagemaß) einfach sehr groß ist.
Das Problem lässt sich nur durch neue Objektiv-Mounts lösen, bei Canon ist das das EF-M Format mit einem Auflagemaß (18mm) was weniger als die Hälfte der normalen EF Objektive (44mm) besitzt. So ist die von Canon vorgestellte M5 mirrorless eben auch kein Full Frame Aparat sondern sie besitzt einen APS-C- Sensor und sieht aus wie eine etwas kleinere Spiegelreflex. Eine sehr gute Kamera, ohne Zweifel, doch wenn allein das Gehäuse etwa 1000,- kostet, wird sie dem Vergleich mit anderen Anbietern Stand halten? Dafür hat Canon mit der neuen 5D wieder Zeichen setzen können im Full Frame Markt.
Kompakt im MFT Format
Nicht im Vollformat, sondern in MFT sind Olympus und Panasonic unterwegs, was für die stets nach geringer Schärfentiefe Suchenden vielleicht ein leichtes Manko ist. Auch hier bringen die vorgestellten Kameras deutliche Verbesserungen mit. Die OMD-EM1 Mark II von Olympus erfüllt zahlreiche Fotografen-Wünsche und auch der geniale Bildstabile Sensor gefällt. Allerdings bleibt es mit Micro-Four Thirds beim kleinen Bildformat, etwa das frühere Super 16 und noch mal deutlich kleiner als APS-C. Und preislich liegt diese dann fast am Preis einer Sony Fullframe Alpha A7 II.
Auch Panasonic ist mit seiner GH5 in MFT unterwegs, bietet aber sehr hochwertige interne Signalaufzeichnung mit 10-bit, 4:2:2, und 60 B/Sek. Auch die Auflösung wird noch mal weiter nach oben geschraubt. Traditionell spricht die GH5 auch viele Videofilmer an, Panasonic hat hier vieles richtig gemacht.
Nikon geht einen neuen Weg um das Überleben zu sichern, seine neue Reihe von 360 Grad Actioncams zielt auf den Action und VR Markt. Die KeyMission 360 ist bis 30 Metern Tauchtiefe dicht und verspricht hohe Bildqualität.
Sony hat sowohl in APS-C als auch in Fullframe hervorragende Kameras am Start, kein Wunder, schließlich kommen die Sensoren, die in den meisten Kameras der Mitanbieter verbaut sind, von Sony. Vielbeachtet Sonys Alpha A99 II mit 42 Megapixeln Auflösung.
Fuji wiederum, bringt einmal mehr nicht wie erhofft, eine Full-Frame Kamera heraus, obwohl viele User sich den X-Trans Sensor gerade für Vollformat wünschen, sondern eine Mittelformat-Kamera, die vom Preis her sicherlich um die 10.000 Euro liegen wird. Ihre GFX 50S wird 50 Megapixel Auflösung haben und ist dennoch recht kompakt gehalten. Traditionell lässt Fuji die Video-User weitgehend im Regen stehen, hier wird ein wichtiges Marktsegment ignoriert.
Objektive vom Feinsten
Natürlich waren auch alle wichtigen Objektivhersteller vertreten und zeigten hochwertigste und zumeist gleichzeitig auch hochpreisige Spitzenobjektive an ihren Ständen. Die Stände von Leica und Zeiss waren durchgehend bestens besucht.
Für Fotografen waren sicherlich wieder einige spannende Highlights dabei, die Videofilmer werden sich weiter überlegen müssen, ob sie mit immer besser werdenden Fotoapparaten mit Videofähigkeiten glücklich werden oder gleich auf dezidierte Videokameras setzen wollen, die auch vom Preisgefüge am unteren Ende immer näher an die hochwertigen Fotoapparate herankommen.
Die Zeiten, in denen die Verkaufszahlen für hochwertige Fotoapparate stets nach oben zeigten, sind definitiv vorbei, die letzten Jahre haben die Kurven der Verkaufszahlen deutlich nach unten gezeigt. Die tradierten Hersteller versuchen, sich neu zu erfinden,- ein wenig davon war auf der Photokina spürbar geworden.