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SIMÓN DE LA MONTAÑA 4000

Szenenfoto mit (v.L.) Pehuén Pedre und Lorenzo Ferro in "Simón de la montaña" /FILMFEST MÜNCHEN

 

Regie: Federico Luis
Argentinien, Chile, Uruguay, 2024
Cast: Lorenzo Ferro, Pehuén Pedre, Kiara Supini, Laura Nevole, Agustín Toscano

 

Der junge Simón (Lorenzo Ferro) sucht das, was die meisten Menschen in ihrem Leben suchen, Anschluss, Zugehörigkeit, einen Ort wo er hingehört. Aber eigentlich hätte er den, doch mit seiner Mutter und deren Freund, der sich ebenfalls um ihn bemüht, kommt er nicht allzu gut zurecht.

Wohl fühlt er sich eigentlich nur mit Pehuén (Pehuén Pedre) und all den anderen an einer Schule für Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen. Insbesondere die Mitschülerin Colo (Kiara Supini) weckt sein Interesse und auch sie interessiert sich sehr für ihn. Doch es gibt ein Geheimnis an Simón, welches sich den Zuschauern erst langsam erchließt- er gibt nur vor, eine Behinderung zu haben, um bei diesen Menschen bleiben zu können. Er lernt regelrecht, wie er seiner Mimik und Feinmotorik verändern muss, um in seinem neuen Kreis anerkannt zu werden. Zwei seiner neuen Freunde durchschauen sein Tun, behalten es aber für sich.

Der Freund der Mutter meint es nicht durchgehend nur gut mit ihm. Ein falsch eingestelltes Hörgerät, welches er im Spaß geschenkt bekommt und gar nicht benötigt, hilft ihm die vermeintlich richtige Welt auszublenden. Das kommt für die Zuschauer nur zufällig heraus und man stellt sich natürlich die Frage, weshalb Simón das tut. Und obwohl Simon in der Geschichte erst wenige Wochen Pehuén und die Anderen kennt, wird sein bisheriges Umfeld, sein Freundeskreis einfach nicht miterzählt. Es gibt viele Leerstellen in der Filmerzählung, wie die Randunschärfen eines Vergrößerungsglases, bei dem auch nur das Zentrum scharf abgebildet wird.

Man spürt, dass Simon sich bei seinen neuen Freunden wohler fühlt, als bei seiner Familie und dass er gerne mit den Mitschülern zusammen ist, aber weitere Erklärungen, warum das so ist, bleibt einem der Regisseur des Filmes schuldig. Vielleicht braucht es die auch nicht zwingend, weil es letztlich darum geht, Menschen als die anzunehmen, die sie sind, auch wenn sie vielleicht anders sind als man selbst. Vieles ist anders als man es erwarten würde in diesem Film. Simón flüchtet sich in eine Ersatzwelt, die bisherige scheint ihm nicht mehr zu taugen.

Die Handkamera nimmt die Zuschauer mit auf seine Reise, kommt den Protagonistinnen sehr nah. So nah, dass man manchmal nur noch Details von Gesichtern sieht, Bilderstark. Ein sensibles Drama welches dazu aufruft, alle Menschen so anzunehmen wie sie sind.  Lorenzo Ferro verkörpert diesen Simón sehr überzeugend, auch die übrigen Akteure sind hervorragend. Es ist ein Film über die Suche nach Zugehörigkeit und Sehnsucht nach Nähe mit einer ganz anderen Perspektive. Am Ende verlässt man das Kino zugleich mit vielen Fragezeichen.

Der ungewöhnliche Film hatte 2024 bei der Semaine de la Critique auf dem A-Filmfestival in Cannes Cannes Premiere und hinterlässt in den Zuschauern mit Absicht ein paar unbeantwortete Fragen. "Simón de la montaña" wurde auf dem Filmfest München 2024 als bester internationaler Nachwuchsfilm mit dem CineVision Award ausgezeichnet.

Gesehen von Mathias Allary

 

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