MC18 NOV17x2

Social Media Icons Shop 55

 

Daten

96 Min., Russland, USA 2016

Kinostart: 14.04.2016

REGIE: Ilya Naishuller
DREHBUCH: Ilya Naishuller,  Will Stewart
PRODUZENTEN: Bazelevs Production, Versus Pictures
KAMERA: Pasha Kapinos, Vsevolod Kaptur, Fedor Lyass
SCHNITT: Steve Mirkovich

DARSTELLER: Sharlto Copley, Danila Kozlovsky, Haley Bennett, Tim Roth, etc.

Foto: capelight pictures

 

Inhalt

 

Henry erwacht in einem Labor aus einem Koma. Er kann sich an seine Vergangenheit nicht mehr erinnern. Er hatte einen Unfall und mehrere seiner Körperteile wurden duch Implantate ersetzt. Ihm gegenüber steht Estelle (Haley Bennett), die sich als seine Frau vorstellt und ihn mit Hilfe modernster Medizin wieder ins Leben zurückgerufen hat.

 

Doch ihre glückliche Wiedervereinigung ist nur von kurzer Dauer. Denn Bösewicht Akan (Danila Kozlovsky) hat eigene Interessen an der Cybog-Technologie in Henry. Er möchte seine eigene Armee reanimierter Cybor-Soldaten erschaffen und entführt daraufhin Estelle. Henry schafft es gerade noch zu entkommen und macht sich nun auf, Estelle aus Akans Klauen zu befreien.

Mit ihm der mysteriöse Jimmy (ein grandioser Sharlto Copley), der dabei in verschiedene Avatare schlüpft um Henry auf seiner Mission zu unterstützen.

 

Der Film ist eine Homage an den klassischen First-Person-Shooter sowie verschiedene andere Videospielreihen.

 

 

Hintergrund

Als der russische Regisseur Ilya Naishuller 2013 ein Musikvideo zu dem Song "Bad Motherfucker" der russischen Indie-Band "Biting Ellbows" veröffentlichte konnte er sich nicht vorstellen wie sehr das aus der Ego-Perspektive gedrehte Video international für Furore sorgen würde. Unter anderem lobte der Regisseur Darren Aronofsky den interessanten visuellen Stil des Videos und Samuel L. Jackson lobte es mit den Worten "This is some buck wild shit!" Der russische Produzent Timur Bekmambetov (Wanted) kontaktierte daraufhin Naishuller und bot ihm an einen Spielfilm im selben Stil zu drehen. So entand die russisch-amerikanische Koproduktion "Hardcore".

Gefilmt wurde "Hardcore" mit GoPro Hero 3 Action-Cams, die mit Hilfe einer Maske vor dem Gesicht von Henrys Schauspieler angebracht wurden.

Dank seiner unverwechselbaren, visuellen Erzählweise sorgte der Film auf internationalen Festivals, wie zB South by Southwest (SXSW) und dem Toronto Internationall Film Festival (TIFF) für regelrechte Begeisterungsstürme.

Man konnte sogar den Oscar-nominierten Schauspieler Tim Roth zu einem kleinen Gastauftritt überreden.

Kritik

Hardcore orientiert sich an allerlei Genregrößen des modernen Videospieles und schafft es diese auch durchaus gekonnt visuell auf die Leinwand zu übertragen. So gibt es Bossfights, Railshooter-Einlagen, Stealth-Passagen inklusive dem Fassadenklettern, wie man es zB aus der Hitman Serie kennt und natürlich eine geballte Portion Action aus der Ego-Perspektive.

Fans werden eine Menge Clichés aus anderen Videospielen wiedererkennen. Der Bösewicht besitzt eine ganze Armee aus austauschbaren, russischen Schergen die dem Helden im Grunde nur als Kanonenfutter dienen, Estelle, als "Damsel In Distress", deren Rettung aus den Klauen des Bösewichts als Motivation für den Helden dient findet man zB. in Klassikern wie den "Super Mario" oder "The Legend of Zelda" Spielen und Henry als stummer Protagonist, der die Rolle der Identifikationsfigur für den Zuschauer übernimmt.

Die Ästhetik des Films ist wirklich einzigartig. Zwar gab es die gefilmte Ego-Perspektive als Szenen schon in anderen Filmen, zB. in der Spike Jonze Verfilmung von Charlie Kaufmans "Being John Malkovich" oder in Gaspar Noés "Enter the Void", einige Leser werden vielleicht auch den komplett aus der Ego-Perspektive, mit einer Steadicam gedrehten Film "Russian Ark" des Regisseurs Alexander Sokurov kennen. Allerdings gab es noch keine nennenswerten Actionfilme in dieser Perspektive. Der Film schafft eine kleine Revolution und wird vielleicht eine ganze Reihe neuer Produktionen beeinflussen, wie es schon "The Blair Witch Project" 1999 für den Found Footage Film tat.

Die Spezialeffekte sind für das niedrige Budget von ca. 2 Millionen wirklich überzeugend und wissen zu beindrucken. Es gibt diverse Explosionen, ein Motorrad durchdringt einen Transportvan. Vor Allem wenn es daran geht Bösewichte gekonnt umzubringen wird das oft extrem realistisch und brutal dargestellt. Ein Messer durchdringt eine Kehle, ein Herz wird aus einer Brust gerissen, nichts für schwache Gemüter. Sieht aber gut aus.

Leider bringt der Film mit seinen Anleihen an diverse Genregrößen, wie Call of Duty oder Battlefield, auch deren Schwächen mit. Die Story wirkt flach und zusammenhangslos, an einigen Stellen, wie zB. dem Endkampf geradezu langweilig. Der Bösewicht und seine Pläne der Weltübernahme können gar nicht clichéhafter sein, natürlich war es Teil seines Plans, dass Henry ihm entkommt, benutzt er ihn doch die ganze Zeit nur für seine eigenen Pläne. Auch die restlichen Charaktere wirken flach.

Einzig Sharlto Copley als Henrys Mentor Jimmy weiß zu überzeugen. Er spielt seine Rolle mit einer Leichtigkeit, seine Dialoge sind humorvoll, sein gesamtes Charakterkonzept wirkt unterhaltsam und frisch.

Zusammenfassung

"Hardcore" bringt frischen Wind in das Genre und ist eine gelungene Übertragung von Videospielen auf die Filmleinwand. Leider bringt er auch einige Genreschwächen dieser Videospiele mit, die vor Allem für eine voraussehbare Story und ein schwaches Ende sorgen. Alles in Allem ist der Film sehr unterhaltsam, mehr aber auch nicht.

Der Film ist ein klassisches Beispiel für Ästhetik vor Inhalt.

Interessant wird die Rolle des Films für die zukünftige Entwicklung visueller Darstellungsformen sein.

Freunde von Actionfilmen, Videospielen sowie ungewöhnlichen Erzählweisen werden mit dem Film bestens bedient.

 

Gesehen von Alexander Palten

Banner K Kreativtraining pur 5000

Weitere neue Artikel

Auf dem FOFS 2025 teilte der Regisseur Willy Fair seine Geheimnisse mit uns, wie sein preisgekrönter Film "Death's Peak" entstand.

Der Film "Jumah" erzählt von Xingyue, die sich in Zentralchina als Außenseiterin fühlt. Wir hatten beim FOFS 2025 Gelegenheit mit den beiden Regisseurinnen zu sprechen

Nicht immer braucht es ein hohes Budget um an der Kinokasse viel Geld einzuspielen. Welches waren erfolgreiche Low-Budget Filme?

Kurzfilme auf Filmfestivals einreichen ist gar nicht so einfach,- wie kann man seine Chancen verbessern?

Sie gehören untrennbar zur Ikonographie des Horrors: Zombies. Die Rückkehr der – nicht mehr ganz so frischen – Toten ist ein popkultureller Dauerbrenner.

Adobe baut seine Firefly KI zu einem Produktionszentrum aus und erfüllt damit viele Wünsche...

Wie KI den Filmbereich verändert, wurde auf einem Panel der Medientage 2025 mit Yoko Higuchi-Zitzmann und Max Wiedemann diskutiert.

Viele frühe Horrorfilme sind verschollen oder zerstört, doch einer der frühesten Horrorfilme, Edisons "Frankenstein" ist noch erhalten

An Profisets will man mit wenigen, leistungsstarken Akkus arbeiten. Wie es gelingt, alle Geräte von einem Akku aus zu versorgen...

Wie es kam, dass die frühen Filmemacher, den Horrorfilm entdeckten und wie daraus eine kommerzielle Erfolgsgeschichte wurde...

Kaum zu glauben, aber es gab nicht nur in den USA und England eine Phase, in der man massiv gegen Horrorfilme ankämpfte...

Der Film erzählt über die tschechoslowakische Künstlerin Perla. Wir hatten Gelegenheit mit Alexandra Makarová (Regie) und Simon Schwarz (Cast) zu sprechen

Man kennt VFX aus aufwändigen Effekten, doch viel häufiger werden einfach unnötige Fehler korrigiert...

HMI, LED und Fluoreszenz. Welche Scheinwerfer sind sinnvoll, welche weiterhin brauchbar, und welche gehören aussortiert?

Seit der Wirtschaftsdienst Bloomberg gemeldet hat, dass Arri seine Optionen inklusive Verkauf prüft, brodelt die Gerüchteküche

Sie sind eng, hängen an wenigen Drahtseilen, führen Fremde schicksalhaft zusammen und bieten eine Menge Zuspitzungsmöglichkeiten- deshalb liebt sie das Kino

Wer auf den einschlägigen China-Plattformen Produkte direkt bestellt, kann für wenige Euros ganze Funkstrecken beziehen. Doch taugen die was?

Actioncams sind für rauhe Aufnahmebedingungen gebaut,- nur der Ton wird vernachlässigt. Wie kann man den Ton verbessern?