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Wenn fast alles stillsteht, hat das auch Konsequenzen für die Medientechnik. Viele erahnen wir, viele werden uns überraschen. Nein, Hamsterkäufe finden noch keine im Bereich Medientechnik statt, diese ist eben auch nicht überlebenswichtig oder wie man in diesen Tagen so schön sagt, systemrelevant. Doch wenn ein halbwegs normales Leben und die Wirtschaft wieder hochgefahren wird, kommen einige Veränderungen auf uns zu.

Das beginnt beispielweise beim neuen Gold unserer Zeit, Lithium. Es wird in der Produktion von Akkus zwingend benötigt und wird in naher Zukunft spürbar zur Mangelware. Wer kurz mal darüber nachdenkt, welche seiner/ihrer Geräte Akkus benötigen, ahnt, was das bedeutet. Obwohl das chemische Element in den Hauptabbauländern Australien und Chile weiterhin trotz Covid 19 erzeugt wird, fehlen dort zunehmend Möglichkeiten, es auch in andere Länder zur Weiterverarbeitung zu transportieren. Es fehlt an Containern und Schiffen für den Transport. Es ist schon jetzt absehbar, dass Akkus für eine Weile zur Mangelware werden.

Doch auch die Firmen, die das Lithium weiterverarbeiten, die meisten davon befinden sich in China, stecken in großen Produktionsschwierigkeiten. Viele haben ihre Produktion herunter gefahren, einerseits wegen der Ansteckungsgefahr, andererseits, weil die Zulieferer Bauelemente und Rohstoffe nicht mehr anliefern können. Riesenfirmen wie Foxconn oder Wistron (beide produzieren u.a. für Apple) sind betroffen. Jeder Betrieb in China, in dem ein Covid 19 Erkrankter gemeldet wird, muss für mindestens 14 Tage schließen.

 

Weite Kreise...

Selbst wenn Produkte noch in den Lagern der Chinesischen Hersteller liegen, so kommen sie nicht mehr aus dem Land heraus, der Flugverkehr von und nach China ist ebenfalls fast völlig zum Erliegen gekommen. Und auch an dieser Stelle fehlen leere Container. Weil sie in hohen Stückzahlen in Chinesischen Häfen stehen und wegen fehlender Hafenarbeiter und weil jeder Container erst einmal zwei Wochen unberührt eine Quaratänephase durchläuft, nicht entladen werden. Zusätzlich kommen auch nicht genügend leere Container aus Europa zurück, weil der Schiffsverkehr ebenfalls deutlich reduziert wurde. Die Reedereien haben zahlreiche Fahrten gestrichen (ein einzelnes Containerschiff kann bis zu 20.000 Container laden), was die Kosten für die verbliebenen Schiffe in die Höhe schnellen lässt.

Die Zahl der so fehlenden Container geht bereits in die Millionen. Weiterverarbeitende Firmen, die von Zulieferern abhängig sind, werden nach anderen Anbietern suchen, um weiterarbeiten zu können. Engpässe werden auch die Bauteile-Preise in die Höhe treiben. Das wird sich in der gesamten Elektronik-Herstellung, von Kameras über Tonequipment bis hin zu Leuchten bemerkbar machen. Die Frachtpreise für Schiffstransporte, Bahn (Seidenstraße) und Flugzeuge werden also unweigerlich massiv steigen.

Wie so oft erzwingen Krisen in den Menschen auch ein Umdenken. Vielleicht muss man mal eine Weile lang nicht mehr ständig das neueste Gerät kaufen, das aktuellste aller aktuellen Mobiltelefone in der Tasche mit sich herumtragen. Vielleicht entschleunigt all das auch die Konsumwut vieler Menschen ein wenig. Auch wird es eine Weile keine Überproduktion und übervolle Lager geben,- die große Zeit der Schnäppchen wird wohl auch eine Pause einlegen. Und die Welt wird sich überlegen müssen, on man künftig weiterhin einen so großen Teil an Produkten in China wird fertigen lassen. Die allermeisten Akkus, Kameras, Tongeräte etc., die derzeit noch ausgeliefert werden, wurden vor der Covid 19 Krise produziert.

Da passt es ins Bild, dass Amazon seinen diesjährigen Prime Day, eine sommerliche Verkaufsschlacht, ähnlich wie der Black Friday oder Cyber Monday, offenbar auf Spätsommer oder Herbst verschieben will. Auch die üblichen Tagesangebote sind massiv zurückgegangen, technische Produkte fast verschwunden, dafür dominieren Kleidungsstücke, vermutlich Lagerware, denn auch die Textilproduktion in Fernost ist zusammengebrochen.

Im Moment haben die meisten Menschen ganz andere Sorgen, doch wenn der Shutdown aufgehoben, und auch wieder gedreht wird, werden wir die Konsequenzen auf der technischen Seite deutlich zu spüren bekommen.