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Die diesjährige Ausgabe des Festivals war voller Widersprüche und Fragezeichen. Wer waren die Gewinnerfilme? Cannes hat sich in diesem Jahr dem Coronavirus weitgehend entzogen, hat rote Teppiche ohne Masken veranstaltet und konnte dennoch keine normale Festivalausgabe zustande bringen. Wie soll das auch gehen, wenn in Europa ein furchtbarer Krieg tobt. Und natürlich haben nicht nur die Festivalgäste und Zuschauer den Krieg in ihren Köpfen mitgenommen, es gab auch allerlei Ereignisse, die ihn sichtbar haben werden lassen.

Da gab es geplante Ereignisse wie etwa die Videoschalte bei der Eröffnung des Festivals zum ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, die Vorführung der letzten Aufnahmen des in Mariupol ermordeten Regisseurs Mantas Kvedaravičius, welche seine Partnerin Hanna Bilobrova nach Cannes mitgebracht hat und die verstärkte Programmierung ukrainischer Filme auf dem Festival. Doch es gab auch ungeplante oder in einem anderen Kontext geplante Ereignisse...

Bei der Premiere zu Claude Millers neuem Film stand auf dem roten Teppich plötzlich eine Frau mit nacktem Oberkörper, auf dem die ukrainischen Nationalfarben und der Satz "Stop Raping us" gechrieben stand. Und bei der Premiere zum neuen Film des iranischen Regisseurs Ali Abbasis haben etwa zehn Frauen ein Banner entrollt mit den Namen der Frauen, die seit dem letzten Jahr in Frankreich ermordet wurden.

Gänzlich geschmacklos wirkte ein Einfall des Festivals zu Ehren der Tom Cruise "Top Gun: Maverick" Aufführung: Acht französische Kampfflugzeuge donnerten über den Palais de Festival und haben nicht wenigen einen ziemlichen Schrecken eingejagt.

 

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Die Unmöglichkeit eines Normalfestivals war vielerorts auch nicht so vordergründig sichtbar, natürlich gab es viele Parties und Empfänge sowie wie gewohnt komplett dem Glamour, den aufgestylten mehr oder weniger Reichen und Schönen gewidmete rote Teppiche. Dort zu sehen übrigens immer mehr Gesichter, die reine Kinogänger gar nicht kennen können: Influencer,- Internetprominenz die sich mit Macht an die Ort der Gralshüter des klassichen Kinos drängt. Man muss seinen Followern schließlich etwas bieten...

 

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Die Gewinnerfilme

Wettbewerb

Bester Spielfilm- Goldene Palme für den besten Film:

"Triangle of Sadness "– Regie: Ruben Östlund

 

Großer Preis der Jury (zu gleichen Teilen vergeben):

"Close" von Lukas Dhont

"Stars at Noon" von Claire Denis

 

Preis der Jury (zu gleichen Teilen vergeben):

"Eo" – Regie: Jerzy Skolimowski

"Le otto montagne" – Regie: Felix Van Groeningen und Charlotte Vandermeersch

 

Bester Darsteller: Song Kang-ho ("Broker")

Beste Darstellerin: Sahra Amir Ebrahimi ("Holy Spider")
Beste Regie: Park Chan-wook ("Decision to Leave")

Bestes Drehbuch: Tarik Saleh ("Boy from Heaven")

Spezialpreis des 75. Filmfestivals:

"Tori et Lokita" – Regie: Jean-Pierre und Luc Dardenne

 

Kurzfilme

Palme d'or
"The Water Murmurs" von Jianying Chen

Special Mention
LORI von Abinash Bikram Shah

 

Un Certain Regard

Un Certain Regard Preis
"Les Pires" (The Worst Ones) von Lise Akoka & Romane Gueret

Jury Preis
"Joyland" von Saim Sadiq

Best Director Preis
"Metronom" von Alexandru Belc

Best Performance (Gemeinsam vergeben)
Vicky Krieps in "Corsage" von Marie Kreutzer

Adam Bessa in "Harka" von Lotfy Nathan

 

Best Screenplay Preis
"Mediterranean Fever"von Maha Haj

"Coup de cœur" Preis
"Rodeo" von Lola Quivoron

 

Sonstige Auszeichnungen

Goldene Ehrenpalme: Forest Whitaker

Europa Cinemas Award Quinzaine: "One Fine Morning"

Grand Prix Semaine + SACD Screenplay: "La Jauría"
Touch Jury Prize Semaine: "Aftersun"

Rising Star Award Semaine: "Love according to Dalva"

 

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Fotos: L.H.