Foto aus Midsommar Stories

Die diversen Tonereignisse einer Szene wortwörtlich genommen. Hier ein Szenenfoto aus dem Film "Midsommar-Stories" mit Joachim R. Iffland in der Epsiode "Pax" von Michael Chauvistré (Prod.: Allary-Film, Tv & Media)

 

Wenn man einmal zu einer Kinofilmszene herunterbricht, welche einzelnen Tonereignisse gleichzeitig, fein aufeinander abgestimmt und sorgfältig gemischt auf den Zuschauer einwirken, so kommt bereits eine ziemlich große Anzahl zusammen. Um bei einer Tonmischung trotz all der Spuren den Überblick zu behalten, ist es wichtig, die Töne nach Mix-Gruppen zu organisieren. Wie geht das eigentlich?

 

Früher, als man noch analog klassisch mit Perfobändern und relativ wenigen Spuren (in Mono konnten das durchschnittlich 20-30 Spuren sein) mischte, war das nicht anders und heute, wo man mit Workstations manchmal hundert und mehr digitale Spuren zusammenfährt ist es noch viel wichtiger geworden: Grundsätzlich lässt sich der Ton in verschiedene sinnvolle Gruppen von Tönen unterteilen.

 

Diese Aufteilung sollte bereits mit der Verteilung von Tonereignissen auf einzelne Spuren beginnen, damit später eine logische und sinnvolle Mischarbeit möglich wird. Eine sinnvolle Beschriftung der einzelnen Perfobänder oder Spuren in der Misch-Software ist ganz wichtig. Sie erleichtert die Mischung und vermeidet Missverständnisse. Bei der hier unten abgebildeten Timeline kann man links bei der Benennung der einzelnen Spuren deutlich erkennen, dass hier zwischen L (Links), C (Center), R (Rechts) Ls (Linke Seite), Rs (Rechte Seite) und LF (Low Frequency = Subwoofer) unterschieden wird. Es handelt sich also um eine 5.1 Mischung

 

 

Wir unterscheiden beim Aufbau einer Vertonung / Mischung diverse unterschiedliche Arten von Spuren innerhalb einer Tonmischung für einen Spielfilm oder auch Dokumentarfilm. Die Gruppierung passiert nicht bei der Mischung, sondern bereits vorher beim Tonschnitt & Sounddesign. Hier werden in der ProTools Session die jeweiligen Gruppen eingerichtet und auch farblich gekennzeichnet, damit sie besser auseinander halten kann.

 

Originalton

          o Originalton

 

Dialog

          o Originalton (Production Dialogue)

          o Nachsynchronisierter Dialog (Looped dialogue)

          o Sonstige Sprache (TV-Stimme, Flughafen Durchsagen etc.)

             

Erzähler, Kommentar (Voice Over)

          o Übersetzung

             

Geräusche

          o Location-Geräusche, Nur-Ton am Drehort aufgenommen (Production effects)

          o Geräusche wie Türen, Telefon, Autos etc. (Sound Effects)

 

Sound Effects

          o Geräuschemacher. Nachgemachte Töne wie Schritte, Kleidung etc. (Foley)

 

Sound Design

          o Schwebungen, Klangveränderungen etc., welche vor allem emotional auf die Zuschauer wirken.

             

Atmos

          o Windrauschen, Regen, Straßenlärm, Stimmengewirr etc. (Atmospheric Effects)

             

Musik

          o Komponierte Filmmusik (Score)

          o Musik am Drehort, Radio, Musikbox etc. (Source Music)

          o Musiker im Bild (Performance Music)

 

Überblick behalten

Selbstverständlich kann man noch diverse Untergruppen bilden, hier wird nur sehr vereinfacht das Prinzip der Gruppenbildung erläutert.

 

So ein Filmprojekt ist akustisch recht komplex, schnell sind 100 und mehr Spuren gefüllt und man verliert leicht die Übersicht. Deshalb ist es wichtig, die Spuren sinnvoll anzuordnen (Gruppieren) und die einzelnen unterschiedlichen Arten von Tonereignissen getrennt voneinander, beginnend mit den O-Tönen zu bearbeiten.

 

Je nach Präferenzen der Regie und des Misch-Tonmeisters / der Misch-Tonmeisterin werden die einzelnen Elemente jeder Gruppe gemeinsam in Form von Vormischungen (Sub Mixes) zusammengeführt oder alle gemeinsam in einem Durchgang abgemischt. Die einzelnen Tonereignisse liegen dann auf den einzelnen Tonreglern auf und können so von dem/der Tonmeister-in abgemischt werden. Die Vormischungen wiederum werden dann in einem weiteren Arbeitsgang miteinander gemischt zur so genannten Endmischung (Final Mix).

 

Noch komplexer wird es, wenn man für 5.1 oder 7.1 oder gar Dolby Amos abmischen möchte. Hier ist es üblich, neben dem Master auch Zwischenprodukte separat abzuspeichern, so genannte Stems. Diese helfen, falls man später noch mal die Mischung anpacken und verändern möchte, genau an der richtigen Stelle ansetzen zu können und bereits geleistete Mischarbeit weiter mitbenutzen zu können.