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Lichtreflexion im Auge

Für Maler und Graphiker war und ist es eine Selbstverständlichkeit, einem Portrait mit einem kleinen Tupfer Weiß in der Pupille Nähe, Lebendigkeit und Brillanz zu verleihen.

Nehmt Euch die Zeit und geht ins Museum. Die Gesichter auf vielen Gemälden scheinen zu leben, und wenn man näher heran tritt, so sieht man ihn, den hellen Farb- oder auch Lichtpunkt auf der Leinwand unmittelbar im Auge der gemalten Figur.

Auch beim Film, diesem nahen Verwandten der Malerei, sind es diese winzigen leuchtenden Punkte im Auge, die einer Filmfigur helfen, näher, ja sogar schöner auf der Leinwand oder dem Bildschirm zu erscheinen.

 

Wie entsteht der Reflex im Auge?

Nun, wie das Wort schon selbst enthüllt, handelt es sich um Reflextion. Die Spiegelung einer Lichtquelle auf der Pupille des Auges.

Sie können es selbst beobachten, im Auge spiegelt sich so einiges, das Sonnenlicht, ein Fenster, eine Lampe, je nachdem. Doch da diese Lichtquellen meist etwas weiter vom Auge entfernt sind, hinterlassen sie höchstens einen winzigen Reflexpunkt. Der erzeugt nicht den gewünschten Effekt.

Die Lösung ist ein zusätzlicher, kleiner Scheinwerfer, häufig an der Kamera montiert, dessen Hauptaufgabe es ist, jene Lichtpunkte groß und hell zu erzeugen. Das so genannte Augenlicht.

 

Kamera mit Augenlicht

 

Fehlt in einer Nahaufnahme das Augenlicht (Abb.), so wirken die Augen matt, stumpf und irgendwie distanziert. Die Schauspielerin oder der Schauspieler haben weniger Präsenz. Natürlich wäre es unsinnig, für eine Halbtotale ein Augenlicht einzusetzen.

Wenn das Führungslicht aus Richtung der Kamera kommt oder leicht daneben versetzt, so sollte sich diese Lichtquelle auch als Augenlicht in der Pupille spiegeln. Falls es seitlicher kommt, muss man mit einem eigenen Augenlicht nachhelfen. Dies sollte übrigens im Idealfall im oberen Teil der Pupille zu sehen sein und wenn möglich eine runde Form haben. Eckige Kamerascheinwerfer kann man durch Masken oder Abkleben zu einem runden Licht formen.

 

Richtige Dosierung

Solch ein Augenlicht ist relativ schwach und häufig auch im Niedervolt- Bereich (LED Headlight, 12 Volt Halogen, oder Sofitten etc.) angesiedelt. Abstrahlfläche ist ca. 5 x 10 cm groß. Wichtig ist, dass sie in der Nähe oder sogar direkt an der Kamera befestigt sind, das schafft die schönsten Effekte.

Doch auch beim Augenlicht muss der Kameramann (die Kamerafrau) auf die richtige Dosierung achten! Manche Augenlichter sind durch eingebaute Jalousien in der Helligkeit regelbar, man kann sie aber auch mit Filterfolien abschwächen.

Die Erkenntnisse, welche die großen Meister in Öl für die Ewigkeit umsetzten, sind eine reiche Quelle für Lichtstudien aller Art. Die kleinen hellen Farbtupfer in den Augen sind nur ein einfaches Beispiel, was man von den großen Malern lernen kann.
Augenlichter gehören zu den Elementen der Lichtgestaltung beim Film, die es erlauben, den Filmfiguren näher zu kommen.

Ja, und manchmal, zusammen mit wunderbaren Schauspielern, hat man fast das Gefühl, durch Augenlichter könne so etwas wie Zauber entstehen...