Canon-XM1

 

Mini-DV

Mit preiswertem Equipment professionelle Ergebnisse zu erstellen war im Videobereich durch DV nach jahrzehntelangen gravierenden Unterschieden zum Profilager in den Neunziger Jahren endlich möglich geworden.

Natürlich gab es gewisse Ausstattungsunterschiede, welche auch im DV-Bereich professionelle Geräte für den harten Fernsehalltag (Nachrichten etc.) sinnvoll erscheinen ließen.

Aber wenn man genau hinschaut, so fand sich Ende der Neunziger Jahre bei fast jedem Sender mindestens eine kleine Mini-DV Kamera für besondere Aufgaben. Einige wie etwa die BBC oder der Hessische Rundfunk hatten sogar hohe Stückzahlen geordert. Das Band von DV-Geräten ist 6,35 mm breit und hat damit die Breite klassischer Tonbänder, nämlich 1/4“.

 

Kompakte 1-Chip Kameras

Mini DV Canon 4000

 

Mini DV- Kameras gab es in miniaturisierter Bauweise ab der Größe einer Handfläche (ca. 45 x 150 x 90mm) und in der Regel als 1-Chip (1/3 Zoll, 670000 Pixel) Konstruktion. Der Begriff Handycam kam auch mit diesen kleinen Camcordern auf. Die Mverschiedenen kompakten Modelle ähnelten sich sehr, oft waren es nur kleine Unterschiede, wie etwa der Zoombereich oder Möglichkeiten, Automatiken abzuschalten und manuelle Einstellungen vorzunehmen, durch die sich die Geräte unterschieden.

Für Sonderaufgaben (unauffälliger Dreh als Amateur getarnt, als Helmkamera beim Fallschirmsprung oder für Kletterpartien etc.) wurden damit erstellte Aufnahmen durchaus auch in TV-Produktionen eingeschnitten. Mit dem nach der Jahrtausenwende aufkommenden HDV wurde es möglich, auf die gleichen winzigen Kassetten sogar in HD aufzuzeichnen.

 

3-Chip-Kameras

Canon XM2 4000

 

Für eine hochwertigere Qualität waren in Zeiten kleiner Bildsensoren 3-Chip-Kameras extrem sinnvoll. Man kann diese entsprechend leichten Handflächen-Kameras auch kaum ganz ruhig halten. Aus diesem Grund besitzen sie in der Regel elektronische Bildstabilisatoren, welche das unvermeidbare leichte Wackeln auffangen. Dies kann jedoch, auch wenn die Hersteller dies gerne von sich weisen, schnell mit Qualitätsverlust einhergehen. Besser sind optische Stabilisatoren, die aber in den ganzen kleinen Mini-DV-Kameras bisher keinen Platz finden.

Man kann zwar die Geräte miniaturisieren, nicht aber die menschlichen Hände, welche sie bedienen müssen. Deshalb empfahlen sich für die semi- und professionelle Arbeit eher die etwas größeren Mini-DV-Kameras. Sie waren ab ca 2000 Euro erhältlich (s. Abb. oben).

 

Optische Qualität

Von der optischen Qualität her waren die Mini-DV-Aufnahmen nicht, bzw. abhängig von optischen Komponenten, kaum von denen professioneller DV-Kameras zu unterscheiden. Man konnte also durchaus hochwertige Videofilme mit ihnen produzieren. Niemand konnte einen Unterschied sehen! Das Argument der höheren Stabilität einer Profikamera konnte man meistens vernachlässigen, denn den Belastungen einer Profikamera im Leihpark oder beim TV-Sender war die eigene Kamera in der Regel auch nicht ausgesetzt.

Die Mini DV Kameras hatten eine Auflösung (PAL-DV 4:3) von 720x576 Pixeln = 415.000 Pixel. Auch wenn die Sensoren vielleicht höhere Auflösung hatten, kam dann auf den Bändern trotzdem nur die genormte Auflösung an.

Ein grober Sündenfall war es, neben der normalen Aufzeichnung des DV-Bandes (Standard Play = SP).auch noch einen Long Play-Modus einzuführen. Dieser erlaubte längere Aufzeichnungsdauer, war aber deutlich fehleranfälliger. Während nämlich bei SP auch fehlererkennende und korrigierende Informationen mit aufgezeichnet wurden, fehlten diese bei Long Play. Deshalb ist LP definitiv der falsche Aufnahmemodus.

 

Profi DV-Systeme

Canon XL2

 

Die professionellen DV-Systeme  (DVCPRO und DVCAM) unterscheiden sich zunächst einmal durch die Kassettengröße von Mini-DV. Die DV-Kassetten sind doppelt so groß und viermal so teuer. Allerdings können die Profikameras häufig auch Mini-DV Kassetten verarbeiten. Die Kameras verwenden ausserdem meist höher auflösende Bildsensoren (=Chips, 810000 Pixel).

Was den Ton angeht, so kann man bei beiden Verfahren jeweils zwischen 2 und 4 Kanälen auswählen. Allerdings ist die Qualität bei 2 Kanälen (mit 48 kHz, 16 Bit) besser als bei 4 Kanälen (mit 32kHz,12 Bit).

Profi-Kameras im DV Bereich fingen preislich bei etwa 5000,- Euro an. Sie waren deutlich schwerer als Mini-DV-Kameras und verfügten unter anderem über diverse stabile (keine Mini-Klinke etc.) Ein- und Ausgänge unter anderem für F-BAS, Y/C sowie Digital.

 

Bandformate

Bei DV ist die Spurbreite, mit der auf das Band aufgezeichnet wird 10µm. Damit können auf eine DV-Kassette je nach Typ 60-80 Minuten aufgezeichnet werden.

Beim konkurrierenden DVCAM-System beträgt die Spurbreite 15µm, bei DVCPRO und DVCPRO-50 sogar 18ym, ist also breiter. Es wird also mehr Magnetband-Fläche zur Aufzeichnung benötigt. Daher fasst eine Kassette je nach System auch nur 33-45 Minuten. Die Sicherheit gegenüber Störsignalen, Drop-outs etc. ist dadurch etwas höher.

Sonst gibt es eher Übereinstimmungen als Unterschiede zwischen Semi- und Profi DV zu vermelden. Einzig DVCPRO-50 hat mit einer niedrigeren Kompressionsrate (3,3:1) sowie mehr Farbinformation einen echten Unterschied der Signalaufzeichnung zu bieten. DVCAM und DVCPRO hingegen haben genau wie DV eine Kompression von 5:1.

DVCAM-Geräte können selbstverständlich auch DV-Aufnahmen abspielen. Allerdings kann es manchmal zu Bildfehlern und Tonaussetzern kommen. Deshalb ist es sinnvoll, die Tipps in unserem Kapitel über DV-Videocapturing zu beachten.