Formatwechsel

Wer den gleichnamigen Film von Antonioni kennt, weiß bereits, was in der Fotografie unter dem Ausdruck zu verstehen ist. Ein Negativ wird stark vergrößert, aufgeblasen.

 

Im Filmbereich ist damit ein Formatwechsel gemeint, von einem kleineren Negativformat auf ein größeres. Dieser Vorgang geschieht auf optische Weise an so genannten Optischen Bänken. Oxberry ist der Klassiker unter den Optischen Bänken. Mechanische und optische Präzision lassen es zu, eine Art Projektor mit einer Trickkamera zu verbinden und absolut präzise Filmbild für Filmbild Duplikate in einem größeren Format herzustellen.

 

Sparpotential

Auf diese Weise kann man zum Beispiel einen Film in Super 16 mm drehen, und durch ein Blow-up zu einer 35mm-Kinokopie kommen. Dieses Verfahren erlaubt besonders im Low-Budget-Bereich gewisse Kostenersparnis. Bei einem Low-Budget-Spielfilm von 90 Minuten Länge und einem Gesamtbudget von ca. 750.000 Euro spart der Dreh auf Super 16 statt 35 mm etwa 6 % der Herstellungskosten. Die Einsparungen liegen hierbei nicht nur bei den Filmmaterial- und Kopierwerkskosten, auch die Kameratechnik ist etwas günstiger. Manchmal ist auch besonders kleines Equipment gefragt, auch hier hat Super 16 Vorteile.

 

Direkt oder Intermed?

Welche Wege des Blow-ups gibt es? Lässt man durch die Trickkamera der Optischen Bank ein Positivmaterial laufen, so entsteht das Direkt-Blow-up einer einzelnen Kopie. Braucht man nur eine einzige Kopie, etwa für Festivalzwecke, so ist das ein akzeptables Verfahren. Braucht man mehrere, wird das Verfahren leicht unwirtschaftlich, da für jede neue Kopie wieder der ganze Film in der Optischen Bank abgearbeitet werden muss. Lässt man stattdessen ein so genanntes Intermed. Positiv (geringer Kontrast) durch die Trickkamera laufen, kann man von diesem ein Internegativ ziehen, und davon dann viele Serienkopien im preiswerten Kontaktverfahren in 35 mm. Ab ca. drei Kopien hat man gegenüber der Direkt-Blow-up Lösung bereits Geld gespart.

 

Was man nicht ganz übersehen darf, ist, dass bei diesem Blow-up auch alle Schwächen und Fehler des kleineren Filmformates mit vergrößert werden. Staubkörner und Kratzer werden doppelt so groß und auch Filmkorn oder Unschärfen werden entsprechend verstärkt.

 

Tipps

Deshalb sollte man, wenn man ein Blow-up plant, bereits bei der Aufnahme auf dem kleineren Material einige Regeln beachten:

 

  1. Der Bildstrich der Kamera muss genau der Norm entsprechen. Bei Super 16 mm etwa muss er sich genau in der Mitte des Perforationsschrittes befinden.

 

  1. Die Kamera muss absolut einwandfrei sein hinsichtlich Kratzern etc.

 

  1. Die Optiken sollen möglichst hochwertig sein, Zoomobjektive besser meiden.

 

  1. Oft ist das Umkopieren auf ein anderes Format auch mit Verlusten der Bildgröße verbunden. Häufig wird im größeren Format an der Bildhöhe etwas beschnitten. Die Mattscheibe des Suchers sollte das spätere Projektionsformat eingezeichnet haben. Das erleichtert dem Operateur die Kadrage ganz erheblich.

 

  1. Möglichst keine Weichzeichner oder Fog-Filter verwenden. Durch das Blow-up wirkt das Bild ohnehin etwas weicher.

 

  1. Sehr ordentlich ausleuchten! Kein flaues, kontrastarmes Licht setzen!

 

  1. Titel- oder Trickaufnahmen lieber im späteren Projektionsformat (35 mm) drehen. Bei Schrift etc. fallen Qualitätssprünge besonders ins Auge.

 

  1. Bereits beim Schnitt der Super 16 Arbeitskopie darauf achten, dass der Film später in Akte (je ca. 20 Minuten bzw. 600 Meter 35 mm) aufgeteilt wird! Das ist leichter, wenn man auch beim Schnitt bereits den Film in Akte unterteilt.

 

Ein ausführliches Vorgespräch von Kameramann/frau und Lichtbestimmer/in des Kopierwerks noch vor Beginn der Dreharbeiten ist auf jeden Fall angeraten. Man kann übrigens auch Formate überspringen, und auf diese Weise auch von Super 8  Blow-ups auf 35 mm herstellen. Die optische Qualität ist nicht gerade berauschend, aber manch einer liebt die dadurch erzielbare Stilisierung, den ganz eigenen Look. Diverse Video-Clips wurden auf diese Weise optisch verfremdet.