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Das gibt Zoff! 92 Drehbuchautor-inn-en fordern größeres Mitspracherecht bei den Verfilmungen ihrer Bücher. Die Drehbuchautor-inn-en haben einen Forderungenkatalog (Kontrakt 18) aufgestellt, der es in sich hat und den sie mit Macht durchsetzen wollen. Kernpunkte des Forderungenkatalogs sind schlichtweg mehr Einflussnahme darauf, wie ihre Drehbücher umgesetzt werden.

 

Nachvollziehbar und dennoch...

Das ist ein verständliches Ziel, denn schließlich kommt es häufiger vor, dass Drehbuchautor-inn-en unzufrieden damit sind, wie ihre Bücher filmisch umgesetzt wurden. Oder um es zu präzisieren,- die allermeisten Drehbuchautor-inn-en haben sich einen anderen Film vorgestellt. Denn schließlich arbeiten nachdem sie geschrieben haben, schlichtweg andere Kreative mit den Stoffen weiter und verknüpfen diese mit ihren eigenen kreativen Visionen.

Und um noch eine weitere unangenehme Wahrheit auszusprechen,- Regisseure / Regisseurinnen mögen es nicht allzu sehr, wenn die Drehbuchautor-inn-en ans Filmset kommen und an allem rumnörgeln. Die Überarbeitung, Veränderung und Interpretation gehören zum künstlerischen Prozess dazu.

Damit ist die Filmgeschichte bislang wie man weiß, nicht so schlecht gefahren, Francois Truffaut, Gründungsregisseur der Nouvelle Vague, hat es einmal sehr zutreffend formuliert:

 

"Die Dreharbeiten sind die Korrektur des Drehbuchs und der Schnitt die Korrektur der Dreharbeiten"

 

Das soll sich nach dem Willen der Drehbuchautoren nun ändern. Aber wie das immer so ist, wenn Jemand mehr Macht erhalten will, muss er sie Jemand anderem wegnehmen. In diesem Fall den Regisseuren, den Produzenten und den Fernsehsendern.

 

Massive Forderungen

Denn zu den Forderungen gehören so massive Punkte wie dass jedwede Veränderung/Bearbeitung des Buches von den Autoren genehmigt werden müsse. Allein dieser Punkt kann jede Produktion zum Stillstand bringen. Das gemeinsame Erarbeiten einer Szene von Regie und Schauspielern beinhalten nunmal auch das Abändern, Kürzen und Optimieren der Dialoge. Dies ohne Freigabe durch die Autoren nicht mehr zu dürfen, ist absurd.

Der Bericht eines entsetzten Regiekollegen, bei dem der Drehbuchautor unlängst in einem Schneideraum saß und wie ein Buchhalter die Dialoge mit seinen geschriebenen verglichen hat, klang nach mittelschwerer Kreativhölle...

Auch die Forderung, dass Autoren das Mitsprachrecht bei der Auswahl der Regie haben sollen, greift so massiv in kreative Entscheidungsprozesse ein, dass nicht anzunehmen ist, dass die Regisseure oder die Produzenten mit derartigen Eingriffen einverstanden wären. Darüber hinaus wollen die Autoren zu Leseproben sowie Rohschnittabnahmen eingeladen und gehört werden.

Sinnvoll und kein Kreativitätskorsett ist hingegen die Forderung, dass die Autoren auch stets bei Publikationen in Zusammenhang mit dem Film genannt werden wollen. Da werden auch Regisseure und Produzenten mitgehen, denn da geht es um Wertschätzung und nicht um Einmischung.

 

Autorenstreik in Sicht?

Die Unterzeichner-innen des Forderungenkatalogs wollen ab dem 1. Juli nur noch Verträge unterschreiben, in welchen diese Forderungen oder mindestens eine davon erfüllt sind. Derartiges kann man eigentlich nur aus einer Machtposition heraus fordern, zumindest einige der Unterzeichner haben in den letzten Jahren erfolgreiche Drehbücher geschrieben und sind deshalb gefragt.

Damit stellen sie wesentliche Grundprinzipien, wie in Deutschland Filme entstehen, in Frage. Darüber, was eigentlich für den kreativen Prozess der Filmherstellung gut wäre, wird wenig nachgedacht, es geht offensichtlich um andere Dinge. Truffaut hin, Truffaut her.

Der Verband der Drehbuchautoren unterstützt (logischerweise) die Initiative. Verbände und Zusammenschlüsse gibt es in der Filmbranche haufenweise, sie alle kämpfen für die Interessen ihrer Mitglieder, einen Verband, der für die bestmögliche kreative Freiheit eines Filmes kämpft, gibt es leider nicht.