Längst hat sich der Begriff eingebürgert,- aber wie funktioniert der Klassiker der Spannungserzeugung bei Serien, Soaps und sogar Sequels? Oft wird sogar in der Konzeption von Kinofilmen der nächste Teil bereits angedacht und geplant, sodass man am Ende eine Spur legt, die auf den nächsten Teil neugierig machen soll.

 

Cliffhanger gehören heute zu fast jeder Serie und Sequel dazu, irgendwie üben sie einen leisen Zwang auf die Zuschauer aus, die Auflösung erfahren zu wollen.

 

Dabei sind sie gar keine Erfindung unserer Tage, sondern in den Erzähltraditionen der Menschen fest verankert. Etwa in den Geschichten von 1001 arabischen Nacht. Dort gibt es die Geschichte um den König, der Jungfrauen heiratet und nach der Hochzeit tötet. Eines Tages wählt er Scheherazde als nächste aus, die aber klug ist und einen Plan hat, wie sie ihren Tod hinauszögern kann. Sie erzählt ihm jede Nacht eine Geschichte, und beginnt mit einer nächsten. Der König will unbedingt wissen, wie die nächste Geschichte endet und so lässt er sie am Leben.

 

Dies ist vielleicht das bekannteste Cliffhanger Beispiel. Ende des 19 ten Jahrhunderts wurde es beliebt, etwa in Zeitungen oder auch dünnen Heftchen, Geschichten in Fortsetzungen zu lesen. Die einzelnen Teile der Fortsetzungsromane konnte man gut und schnell konsumieren. Es war eine Massenunterhaltung, die in hohen Auflagen und unzähligen Varianten erstellt wurde. Selbst berühmte Autoren wie Charles Dickens (oder Wilkie Collins) arbeiteten für die seriellen Verlage. Charles Dickens hat mit seinem 'Das Geheimnis des Edwin Drood' sogar eine Krimifortsetzung geschaffen, deren Ende er nicht mehr schreiben konte, weil er verstarb. In der Folge haben sich unzählige Leser bis heute daran gemacht, eigene Aufklärungen des Rätsels um den Täter eines vermuteten Mordes, zu schreiben.

 

Manche Leser versuchten sogar auf die Geschichten Einfluss zu nehmen, bettelten gar darum dass bestimmte Figuren weiterleben würden und nicht starben. Es soll sogar Streitigkeiten und Aussschreitungen rund um eine von Dickens Geschichten gegeben haben, weil sich Menschen darum schlugen, als erstes die nächste Ausgabe eines Heftes in die Hände zu bekommen um zu erfahren ob eine weibliche Figur überlebt hat.

 

Von den Fortsetzungsromanen zum Film

Es war also schon vor der Erfindung des Films und des Fernsehens üblich, beim seriellen Erzählen mit offenen Fragen zu arbeiten. In Thomas Hardys "A pair of Blue Eyes" aus dem Jahr 1870 gibt es sogar ganz konkret am Ende einer Serienfolge einen Mann der an einer Klippe hängt und um sein Leben kämpft. Vermutlich entstand der Begriff "Cliffhanger" genau wegen dieser Story. Eine andere Auslegung erinnert an eine Stummfilmserie aus dem Jahre 1914, "The Perils of Pauline" wo es ebenfalls eine dramatische Klippensituation gibt, allerdings mitten drin in der Folge und nicht am Ende.

 

Jedenfalls ist der Cliffhanger nicht mehr aus der modernen Serie, ganz gleich ob als Literatur, Comic oder Film wegzudenken. Allerdings sind manche Fortsetzungen so platt und vordergründig, dass die Zuschauer sich sogar darüber ärgern. Also gute Cliffhanger müssen intelligent erdacht sein. Was nicht bedeutet, dass nicht simple Cliffhanger, wie etwa ein Schuss bei dem man nur den Täter, nicht aber das Opfer zeigt, wie besipielsweise bei der Serie "The Killing" auch gut funktionieren.

 

Serien wie "Dr. Who", "Friends", "How to Get Away with Murder", "Person of Interest", "Sherlock" oder die "Sopranos" werden einige der besten Cliffhanger in TV Serien zugesprochen. Längst wird die Qualität einer Serie auch an der Qualität ihrer Cliffhanger gemessen oder anders ausgedrückt daran, wie intensiv die Fans über ein Ende diskutieren, wie viel sie mutmaßen, darüber wie die Story wohl weitergehen wird.

 

Wenn Ihr also das nächste Mal mit rauchenden Köpfen über eine mögliche Auflösung eines Cliffhangers diskutiert,- könnt Ihr sicher sein, der oder die Drehbuchautor-inn-en haben vermutlich ebenfalls rauchende Köpfe gehabt um sich solch einen starken Spannungsknallkörper auszudenken.