Wer sich für Dokumentarfilm interessiert, der weiß, dass viele hervorragende Produktionen nie ihren Weg ins Fernsehen oder auf DVD finden werden. Hier zeigt sich besonders deutlich, dass der eigentliche Auftrag öffentlich rechtlicher Fernsehanstalten längst nicht erfüllt wird. Aber es gibt zumindest einige Gelegenheiten, wichtige Dokus auf Festivals zu entdecken. Allen voran das Münchner Dokumentarfilmfest, einst gegründet von Gudrun Geyer und Sigi Daiber (Maxim Kino) in München. Und natürlich sind da die altehrwürdige Duisburger Dokumentarfilmwoche sowie das Dokumentarfilmfest Leipzig, weitere wichtige Anlaufstationen für Dokumentarfans.

So ist beispielsweise das Münchner DokFest natürlich auch Familientreffen der Dokumentarfilmer, man sieht sich, kann die Arbeiten der Kollege-in-en in Projektion betrachten, kann Spannendes aus aller Welt begutachten. Film zum Anfassen. Da kommt einem der Kameramann des Filmes strahlend entgegen, die Cutterin stöhnt über das unendlich hohe Drehverhältnis (Video machts möglich), der Regisseur war vorher extra beim Friseur (kaum wiederzuerkennen).

 

Öffentlichkeitswirksam

Die großen deutschen Dokumentarfilmfestivals haben sich in den letzten Jahren mehr und mehr professionalisiert, oder anders ausgedrückt, dem Publikum geöffnet. Früher musste man fast sagen, war es ein Glück, dass sie überhaupt stattfinden konnten, dass sich die Stadt, das Land und sich diverse Sponsoren gefunden haben, diese wichtige Einrichtung zu ermöglichen. Jedes Jahr bedeutete das kleine Budget einen permanenten Balance-Akt, der so manche Festival-Leiter verzweifeln, ja aufgeben ließ. Inzwischen hat man die große Bedeutung dieses Festivals erkannt.

Die jeweiligen Ausgaben sind nicht mehr verdruckste, manchmal zähe Insiderveranstaltungen, auf denen sich Dokumentarfilmer gegenseitig zum Durchhalten aufgefordert haben, sondern richtige Publikumsfestivals mit Preisverleihungen, Empfängen und viel Pressearbeit. Es lohnt also, dort reichlich Dokumentarfilmluft zu schnuppern und Kontakte zu knüpfen mit anderen Filmemachern, denen das Wahrhaftige besonders am Herzen liegt.

 

Materialien

Im Movie-College finden Sie zahlreiche Berichte und Kritiken über Filme des DokFests München, Videointerviews mit Filmemachern und vieles mehr. Das Festival findet jeweils Anfang Mai in München statt. Das Leipziger Dokumentarfilmfest findet von Ende Oktober bis Anfang November, die Duisburger Filmwoche Anfang November statt, diese beiden Termine überschneiden sich also recht ungünstig. Weitere wichtige Dokumentarfilmfestivals imdeutschsprachigen Raum sind: "Visions du réel" in Nyon Ende April, Anfang Mai in der Schweiz sowie wenn man die Spezialisierung auf Berg,- und Heimatfilm im weitesten Sinne hinzurechnet auch die Bergfilmfestivals in Graz und Salzburg.