Merkel Medientage 2000

Angela Merkel bei ihrem Besuch auf den Medientagen München

 

Die politischen Abläufe und Hintergründe in der Welt und natürlich dem eigenen Land analysieren und durchschauen können, als Politik-Journalist mit den Politikern um die Welt zu reisen, das ist sicherlich spannend. Oder als Wirtschafts-Journmalist mit den Wirtschaftsbossen großer Industrieunternehmen kritisch zu diskutieren. Oder als Wissenschafts-Journalist den Pharmakonzernen auf die Finger zu schauen.

Nicht Wenige träumen von einer Karriere als Journalist. Wie kommt man dort hin und wie traumhaft sind die Berufsaussichten? Leider gibt es da viel Fehlinformation, Irrtümer und ungeliebte Wahrheiten...

 

Studien-Irrtum ?

Nun ein Studium der Journalistik oder der benachbarten Studienzweige Publizistik, Kommunikations- oder Medienwissenschaft denkt man, sei in den allermeisten Fällen Voraussetzung dafür, in diesen Beruf einsteigen zu können. Und auch die Unis und Hochschulen, welche Journalistik anbieten, wollen einen glauben machen, dies sei der einzige und beste Weg. Doch das ist nicht unbedingt die ganze Wahrheit.

Auch wenn es eigentlich logisch und naheliegend klingt, dass Journalisten Journalismus studieren sollten, das ist in vielen Fällen ein Irrglaube. Einmal weil die in diesen Studien verpflichtenden Fächer Politikjournalismus, Mediensysteme oder Medienwirkungsforschung den späteren Journalisten in ihrem Berufsalltag kaum etwas bringen und zudem weil die eigentlichen Skills, die journalistische Recherche und vor allem die Fachkunde in einem bestimmten Bereich, welche die Recherche erst auf ein höheres Level als simples "Googeln" bringt, viel zu kurz kommen.

Wenn überhaupt, dann sollten Journalismus Studiengänge Aufbaustudiengänge sein, die man erst belegen kann, wenn man bereits ein Fachgebiet studiert hat.

 

Fachwissen erwünscht

Wer also in bestimmte Ressorts als Journalist gehen möchte, sollte lieber das entsprechende Fachgebiet studieren, um die immer komplexeren Zusammenhänge in Wirtschaft, Medizin, Politik etc. überhaupt durchschauen zu können. In den allermeisten Redaktionen, ganz gleich ob Print, Hörfunk oder Fernsehen gibt es Fachredaktionen und in denen sind Leute gefragt, die einerseits gut formulieren können und andererseits von dem Fachbereich für den ihre Redaktion steht, möglichst viel Ahnung haben. Absolventen von Journalistik-Studiengängen haben in der Regel keinerlei Spezialisierung oder Fachhintergrund vorzuweisen. Sie sind Fachleute in keinem Fachgebiet.

Wenn man sein Fachwissen per Studium in seinem Fachbereich erworben kann, kann man parallel in Praktika und Volontariaten in Print,- Hörfunk, Web,- oder Fernsehredaktionen die journalistischen Fähigkeiten erwerben.

 

Berufschancen

Auch wenn einen die vielen Fachunis und Fachhochschulen etwas anderes glauben lassen wollen, es gibt viel mehr Bewerber als vorhandene Arbeitsplätze, das Verhältnis liegt bei etwa 1:30 bis 1:100 was die BewerberInnen auf eine Stelle angeht. Und die Entscheidungen fallen mehrheitlich so aus, dass Fachleute in den jeweiligen Ressorts, welche die Stelle ausgeschrieben haben, bevorzugt werden. Das heißt nicht, dass nicht auch AbsolventInnen von Journalistik-Studiengängen ab und an in Redaktionen aufgenommen werden, es führen viele Wege ans Ziel, doch sie sind in der Minderheit.

Wer also ernsthaft in Redaktionen arbeiten möchte, sollte sich diese Aspekte mal durch den Kopf gehen lassen und vielleicht vor der Studienwahl auch mal selbst bei Redaktionen nachfragen, was denn die dort tätigen Journalisten vorher studiert haben. Die wenigsten Journalismus,- leider.

 

Merkel Medientage 2 2000

Angela Merkel hat nicht etwa Politikwissenschaften, sondern Physik in Leipzig studiert. Auch in der Politik ist Fachwissen gar nicht so unangebracht.