Knetgummi-Drache

 

Crashkurs in Sachen Animation

Für die Filmstudenten des zweiten Semesters einer Filmhochschule wird im Fach Animation nicht nur an gängigen Computer-Animationen in Maya, After Effects etc. gearbeitet, sondern auch ganz physisch und real an der Animation von Knetfiguren. Das ist sinnvoll und wichtig, damit man versteht, woraus sich so viele digitale Trickverfahren eigentlich entwickelt haben.

 

Auch wenn sie später in den Fachrichtungen Regie, Kamera und Postproduktion wohl eher mit Schauspielern und realen Sets zu tun haben werden, sollen Sie während ihres Studiums eine möglichst breit gefächerte Ausbildung erhalten und Einblicke auch in Trick und Animationsverfahren bekommen.

 

Wie lange würde es wohl brauchen, bis man ein erstes Grundgefühl entwickelt für Bewegungsphasen und kleine Storys, die man mit Hilfe von Knetgummi und beweglichen Metallgestellen, so genannten Armaturen, erstellt?

 

Voraussetzungen

Knetfiguren

 

Was braucht man alles, um erste Schritte in dieser Richtung zu unternehmen? Nun damit man sinnvolle Bewegungsabläufe mit Knetfiguren erstellen kann, ist es notwendig, das Innenleben der Figuren zu stabilisieren. Dazu sind Metallgestelle erforderlich, die aus Draht und Gelenken bestehen.

 

Als Knetgummi kann man, wenn man nicht die teure Spezialknete kaufen will, durchaus auch handelsübliches Knetgummi wie "Aquasoft" (Faber) verwenden. Die Farbgebung ist dann zwar etwas schriller, aber das kann man ja auch kreativ nutzen. Schon eine 250-Gramm-Packung genügt für erste Versuche.

Man benötigt zudem einen abwaschbaren Untergrund (Knete hinterlässt gerne Spuren und man sollte Mutters gute Tischdecke doch eher verschonen). Den Untergrund kann man dann später recht gut mit Glasreiniger säubern.

 

Gerätebedarf

Innenleben einer Knetfigur 

Das Innenleben der größeren Knetfiguren besteht aus Draht und Metallgelenken, sogenannten Armaturen.

 

Dann wird natürlich eine Videokamera (oder alternativ auch ein moderner digitaler Fotoapparat mit entsprechendem Ausgang) benötigt und natürlich ein Stativ, denn während der gesamten Einstellung, die animiert wird, darf sich die Kamera nicht verändern.

 

Außerdem benötigt man künstliches Licht, denn nur dieses bleibt während des Animierens konstant. Wenn man sich auf das Sonnenlicht verlassen würde, könnte man später im fertigen Animationsfilm auf Grund des wechselnden Sonnenstandes bewegliche Schatten sehen. Nicht zuletzt deshalb muss auch das Tageslicht im Raum abgedunkelt werden.

Als Lichtquellen wählten die Studenten kleine 200 Watt Arri-Daylight-Scheinwerfer, die bei hoher Lichtausbeute wenig Hitze entwickeln.

 

Und man benötigt natürlich einen Computer und ein Animationsprogramm, mit dessen Hilfe man die einzelnen Phasen aufnehmen und sofort am Bildschirm überprüfen kann. Durch schrittweises Abspielen der Animation kann man am Bildschirm sofort mögliche Fehler erkennen und kann fehlerhafte Phasen gleich löschen und noch einmal aufnehmen.

Das ist ein großer Vorteil gegenüber den früheren Animationstechniken, bei denen auf Film gedreht wurde und die Ergebnisse erst einen Tag später überprüft werden konnten.

 

Dozent aus der Praxis

Knetfigur-Monster 

Die Abenteuer der kleinen Knetfiguren kurbeln die Fantasie der Filmstudenten an.

 

Einer der Besten seines Fachs hierzulande, Jürgen Kling, vermittelte den Studierenden Grundkenntnisse, die diese in Rekordzeit zu gelungenen Kurzfilmen werden ließen. Nach nur vier Stunden bewegten sich die ersten Knetfiguren über die Bildschirme.

Klings Animationen gehören zu den besten Arbeiten des Landes, durch seine vielfältige Erfahrung konnte er den Studierenden anschauliche Beispiele zeigen und natürlich auch den einen oder anderen Trick verraten.

 

Und bald schon wehte ein Hauch von "Chicken Run" oder "Wallace & Gromit" durch den Unterrichtsraum. Dabei kamen Armaturen von Stop-Mo-Tec zum Einsatz, die für einen kontinuierlichen Bewegungsablauf der Knetfiguren sorgten.

 

 

Erstaunlich schnell entwickelten die Studierenden ein Gefühl für das richtige Timing, eine der entscheidenden Grundlagen guter Animationsfilme. Nun einen Nachteil hat Stop-Motion schon von Anfang an: Es dauert verdammt lang und ist für Ungeduldige schlichtweg die Hölle.

Es soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass die Studierenden noch lange nach Ende des Workshops an ihren Knetgummi-Kurzfilmen arbeiteten und gar nicht mehr nach Hause gehen wollten.

Die Ergebnisse wurden in einem anderen Unterrichtsmodul des zweiten Semesters mit einem entsprechenden Sound-Design vertont.