Katze in Papiertüte

 

Es gibt da so einige Begriffe, die vor allem ältere Herren aber auch unbedarfte Damen in Entscheidungspositionen wie eine Hormonbehandlung in Wallung kommen lassen. Da spürt man, wie "Game Changer", "Youtube", "Transmedialität", "Apps", "Transdevices" und "Co-Creation" zum Viagra der um Jugendlichkeit Bemühten, werden.

So sehr, dass angesichts dieser Flut an "Buzzwords" klarer Verstand und Fachkenntnis gänzlich ignoriert und Weichenstellungen in Richtung irgendwelcher Anwendungen und Abspielkanäle getroffen werden, wo es eigentlich um Handwerk und Inhalte gehen müsste.

Da verwechselt man auch gerne Abspielplattformen mit Content und Genres und proklamiert vollmundig, künftig mehr "Youtube-Filme" machen zu wollen. Man könnte auf der Suche danach, was mit "Youtube-Filmen" für ein Genre gemeint sein könne, nun versuchen sich nach den Zugriffszahlen zu orientieren,- doch wer will schon ernsthaft die überaus erfolgreichen Katzen,- und Hundewelpenfilme oder "Unboxing-Videos" drehen? Oder so viele andere "Blockbuster" zwischen dümmlicher Häme und Situationscomic.

Da vergisst man, dass die ebenfalls als hip empfundenen neuen Player wie Netflix, die man gerne als gänzlich innovative mediale Zukunft feiert, auch nur Ergebnisse hervorragenden filmischen Handwerks senden. Auf der Crew-Liste von Serienerfolgen wie "House of Cards" etwa, finden sich mitnichten hippe Handyfilmer, die mal eben eine moderne Serie gedreht haben. Interessanterweise versäumen es Vertreter selbst der angesagtesten Unternehmen nie, auf die Frage, was sie dem Nachwuchs empfehlen, stets und ohne wenn und aber, solides Handwerk und praktische Fähigkeiten einzufordern.

Der beste Schutz vor Worthülsen, PR getriebenen Trends und kompletter Ahnungslosigkeit ist solides Handwerk gepaart mit Neugier auf alles, was man mit diesem reichen Gestaltungsfundus noch wird variieren können. Alles Neue, was da so auf uns zukommt, sollte ausgiebig erprobt und mit Derivaten bisheriger visueller und akustischer Erzählerfahrung ausgestattet werden.
Dann kann man auch getrost verschmerzen, auch in der Vergangenheit Hipness-Trends wie MTV, VIVA, Google Glass oder 3D Kino "nur" neugierig und unaufgeregt begleitet zu haben.

 

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