Nun haben wir ja gerade den Schock mit der Vogelgrippe überwunden, BSE
liegt schon lange zurück - und was war da gleich noch mal mit dem
Gammelfleisch aus Passau? Jetzt kommt auch noch ein Dokumentarfilm über
die Globalisierung, der zeigt, was es bedeutet, wenn wir spanische
Billigtomaten kaufen oder die EU einheitliche Fischereiverordnungen
durchsetzen will. Eines ist klar: der Bequemlichkeit des Verbrauchers
kommt dieser Film nicht entgegen, sondern appelliert daran, selbst zu
denken. Natürlich hat man im Normalfall schon davon gehört:
Marokkanische Erntehelfer, die in Spanien für Hungerlöhne in
Gemüsetreibhäusern arbeiten, weil sie mit ihren heimischen Feldern dem
Preiskampf nicht mehr gewachsen sind. Klar wissen wir, dass täglich
Unmengen an Nahrungsmitteln weggeworfen werden, nur weil wir uns zu gut
dafür sind. Doch wenn man sich im Supermarkt umsieht, was die Menschen so
auf das Fließband legen, merkt man, wie viele keine Ahnung haben
(wollen), was genau mit Legehennen passiert oder auf welche Weise das
Tiefkühlhuhn ins Jenseits gefunden hat. Für solche Menschen ist dieser
Dokumentarfilm vor allem gedacht. Das Problem ist nur: gerade diese
Menschen werden sich so einen Film im Kino nicht ansehen. Für alle, die
es doch tun, oder diejenigen, die sich bereits über ihre Ernährung
Gedanken machen, dürfte der Film eine lohnende Erfahrung werden. Stark
wird der Film nämlich immer dann, wenn Zahlen, die man bereits in
zehnfacher Wiederholung in "Galileo" oder ähnlichen
Wissensmagazinen vorgesetzt bekommen hat, mit Bildern verknüpft werden,
die man im Normalfall nicht zu sehen bekommt. Was bedeutet es schon, wenn
in Österreich jeden Tag in etwa die Menge an Brot weggeworfen wird, mit
der man ganz Graz einen ganzen Tag lang versorgen könnte? Bis man die
Lastwagenentladung voll Backwerk auf der Deponie zu sehen bekommt.
Natürlich weiß man, dass das Hendl auf dem Oktoberfest nicht an
Altersschwäche gestorben ist. Man muss es aber erstmal aushalten, der
Tötungsmaschine beim arbeiten zuzusehen, wenn auf einen Schlag hunderte
Hühner verzehrfertig abgepackt werden. Neben diesen Bildern, die manchmal
nur schwer zu ertragen sind, hat "We feed the world" noch einige
interessante Interviews aufzuweisen, so zum Beispiel mit dem Chef des
Multikonzerns Nestle oder dem EU-Beauftragten…… "We feed the
world", so der Regisseur, soll nicht verurteilen, sondern zeigen, wie
es nun mal ist mit der Nahrungsmittelversorgung. Nachdenklich machen soll
er allerdings schon. Es muss ja nicht immer die Tomate aus Spanien sein.