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SAINT JAQUES ... Pilgern auf Französisch
Regie: Coline Serreau
Alles beginnt mit einem Brief, einem Brief der seinen Weg zu der genervten Lehrerin Clara, dem arbeitslosen Alkoholiker Claude und dem Workaholic Pierre findet. So erfahren Sie, dass ihre gemeinsame Mutter verstorben ist. Beim Notar wird ihnen offenbart, dass sie nur erben, wenn sie eine gemeinsame Pilgerfahrt unternehmen. Diese Aufgabe sagt Ihnen gar nicht zu, doch sie entscheiden sich die Reise anzutreten. Zu der Wandergruppe kommen noch Mathilda, die gerade eine Chemotherapie hinter sich hat, zwei Mädchen die die Pilgerfahrt als Belohnung für ihr Abitur geschenkt bekommen haben, Said der in eines der beiden Mädchen verliebt ist und dessen Cousin Ramzi der naiver Weise denkt, dass sie nach Mekka pilgern hinzu. Die Geschwister beginnen die Reise als Streithälse und beenden sie versöhnt. Dies ist einem auch schon beim Lesen des Covers klar. Diese Entwicklung bedeutet leider auch, dass die Dialoge am Anfang noch sehr kraftvoll sind und zum Ende hin immer schwächer werden. Zwischenmenschlich passiert viel in diesem Film. Es werden Freundschaften geschlossen, Vorurteile überwunden und auch Liebesbeziehungen begonnen, all dies umrandet von der schönen Landschaft des Jakobwegs. Die ständige Bewegung der Protagonisten, erlaubt viele unterschiedliche Figurenkonstellationen, was immer neue Einblicke in die Charaktere und deren Innenwelt zulässt. Unterstützt wird die Einfühlung durch die Traumsequenzen in denen die Hoffnungen und Ängste der Protagonisten in kreativen Bildern dargestellt werden. Dies sind aber die bildgestalterischen Höhepunkte und sie fügen sich nicht gerade nahtlos in die Geschichte ein, denn in der restlichen Geschichte scheint die Bildgestaltung eher nebensächlich gewesen zu sein. Auch wenn die Protagonisten des Öfteren knapp an einer Karikatur vorbeischlittern, ist die Schauspielerleistung eine klare Stärke des Films. Wenn sich Clara und Pierre kloppen, weil er sich seinen Rucksack von seinem Chauffeur transportieren lässt, kann man sich vorstellen wie sie sich schon als Kinder geprügelt haben. Aber es gibt auch Szenen, wo man wünscht die Regie hätte nicht so übertrieben. So wird in der Herberge die Suppe synchron gelöffelt oder Pierre, der in einer Herberge bei den Frauen schlafen muss, wird für seine Höflichkeit mit genervten Ausrufen der Frauen bestraft. Auch politische Themen wie Rassismus und Religion werden angesprochen aber nicht vertieft. So bleibt dieser Film eine leichte Komödie die man sich gut mit Freunden anschauen kann um danach den nächsten Wanderurlaub planen. Denn eine Wirkung hat der Film: Er macht Lust aufs Wandern. Die Bonus DVD hat leider keine deutschen Untertitel daher sind die Extras nur für Französischsprachige geeignet. Viel verpasst man jedoch nicht, denn die Outtakes und Making Of könnte man auch "Memories for the Team" nennen - über Film lernen kann man hier nur wenig. Bei den Deleted Scenes ist es um keine Szene schade. Der Teaser ist auf französisch. Unter dem Punkt "Musik" findet man die Musikaufnahmen zu diesem Film. Für Musiker und Toninteressierte kann dieses Extra aufschlussreich sein.
gesehen von Mareike Dobewall |
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