Nicht schlecht. Ein palästinensischer Film, der sich international
sehen lassen kann. Einer, der ein ernstes Thema behandelt, ohne in
Betroffenheitsästhetik abzugleiten. Eine sechsköpfige palästinensische
Familie lebt im Niemandsland zwischen den Fronten. Eines Nachts besetzen
israelische Soldaten das Haus und machen es zu ihrem Militärlager. Da
sich Vater Mohammed, Englischlehrer und in Bezug auf seine
moralisch-ethischen Prinzipien sehr sattelfest, weigert, mit seiner
Familie das Haus zu verlassen, kommt es zu einer Übereinkunft. Die
Familie darf tagsüber das Erdgeschoß nutzen und wird nachts in das
Wohnzimmer eingesperrt. Der 1.Stock, Sitz der Soldaten, ist jederzeit
tabu. Was anfangs dominiert, ist Angst. Angst der Familie vor den
Soldaten, die eine fremde Sprache sprechen, aber auch die Angst des
Militärs - vor allem Kommandant Ofer befürchtet ständig
Terroranschläge auf seine Gruppe. Um vom Haus aus freie Sicht zu haben,
wird deshalb das Gewächshaus, das Mohammeds Sohn gebaut hat, zerstört.
Dieses Gewächshaus wird zum Symbol der verschiedenen Ansichten: während
Mohammed es immer wieder aufbauen will, bis es den Soldaten lästig wird,
dieses immer wieder zerstören zu müssen, sagt sein Sohn klipp und klar:
"Wenn sie es noch einmal kaputt machen, bringe ich sie um".
Deshalb vermint er den Zugang mit einer geklauten Handgranate. Doch
langsam gewöhnt man sich aneinander. Mohammeds Tochter schleicht immer
wieder in den 1.Stock und versteckt sich im Schrank. Dort lernt sie eine
wichtige Lektion: auch diese Soldaten, der Feind, sie sind Menschen. Sie
lachen, sie streiten, sie sehen sich Fußballspiele im Fernsehen an.
Obwohl der Waffenstillstand in diesem Haus jederzeit wieder vorbei sein
könnte, kommt es zu einer Art gegenseitigen Verständnis und Achtung.
Doch eines Tages wird die Einheit durch eine neue abgelöst. Der ganze
Prozess des gegenseitigen Beschnupperns steht wieder bevor. Und deshalb
zurück zum Symbol des Films, dem Gewächshaus: auch der Zuschauer wird
jetzt mit der Frage kontrolliert, ob man sich zur Position Mohammeds oder
dessen Sohn bekennt. Denn als erste Handlung machen sich die neuen
Soldaten auf, das Gewächshaus wieder zu zerstören…
Erstaunlich frisch und keine Minute langweilig geht "Private"
den Konflikt zwischen Israel und Palästina sehr vorurteilsfrei an. Keine
Seite ist gut, keine schlecht - was vielleicht daran liegt, dass der
Regisseur Italiener ist. Gerade der Schluss, der fast schon reißerisch
genannt werden kann, sorgt stark dafür, dass man noch länger über die
Handlung und den Konflikt nachdenkt.