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Müll im Garten EdenFilmstart: 06. Dezember 2012
"Çamburnu ist ein kleines Bergdorf im Nordosten der Türkei. Dank des mild-feuchten Klimas […] leben die Bewohner seit Generationen vom Teeanbau, der Fischerei und im Einklang mit der Natur. […] Trotz der Proteste des Bürgermeisters und der Dorfbewohner wird im Auftrag der Regierung eine Mülldeponie gebaut, direkt oberhalb des Dorfes." Durch die "Anlage, die wichtige Sicherheits- und Baustandards nicht erfüllt" folgen Betriebsstörungen und Umweltverschmutzung. Durch die Verschmutzung der Plantagen wird den Bauern somit die Lebensgrundlage genommen. "Die Luft ist verpestet, das Grundwasser verseucht, in der alljährlichen Regenzeit spült das Wasser den Müll die Abhänge herunter, Vogelschwärme und streunende Hunde belagern das Dorf." "Der preisgekrönte Filmemacher Fatih Akin (Gegen die Wand, Crossing the Bridge- The Sound of Istanbul)" erfährt von der drohenden Umweltkatastrophe in Çamburnu und entschließt sich eine Dokumentation zu drehen. Er erhofft sich dadurch das Interesse über die Mülldeponie in der Welt zu schüren und das fatale Ausmaß in den Medien bewusst zu machen. Die Dokumentation wirkt authentisch, die Thematik bewegend und zugleich modern. Durch eindrucksvolle Landschaftsbilder zeigt Fatih Akin uns die Schönheit und Macht der Natur. Dass die Mülldeponie ernst zu nehmen ist, zeigt Akin durch die Landschaften in allen Jahreszeiten. So wird deutlich, dass Jahre ohne Veränderung vergehen müssen. Die erfolgslosen Dorfbewohner müssen sogar mit ihrer geliebten Natur ums überleben kämpfen, denn der starke Regen zerstört das schlampige Schaffen des Menschen. Man fühlt sofort mit den Dorfbewohnern mit. Die ungerechte Behandlung, des vor allem aus älteren Leuten bestehenden Dorfes geht einem sehr nahe, denn diese halten fest an ihre Heimat, auch wenn sie gesundheitsschädlich ist und droht menschenleer zu werden. Eine besondere Person in diesem Film ist der Dorfchronist und Kameramann, Bünyamin Seyrekbasan. Er wirkt wie eine nebensächliche Figur, ist aber für die meisten Aufnahmen verantwortlich. Durch ihn wurde es möglich authentische Aufnahmen der Dorfbewohner zu machen. Filmtechnisch gelungen ist die Entwicklung von Çamburnu als Stück Edens auf Erden bis hin zu einem Ort der sich zum Gegenteil entwickelt. Eine Reise welche die Zuschauer nicht vergessen werden. Einzig allein die Musik und das Ende sind unbefriedigend. Obwohl es spannend und informativ war, hat es sich gezogen, und die Musik hätte ruhig kraftvoller sein können. Der Grund für das Langziehen des Filmes ist wohl das unzureichende Filmmaterial. Zusätzlich wirkt der Filmrythmus nicht beständig und oftmals unklar. Fazit: Simpel, informativ, authentisch und schön zugleich. Das universelle Problem der Modernisierung im Kontrast zu den schönen Aufnahmen der Landschaftsbilder sind es Wert, "Müll im Garten Eden" anzuschauen. Allerdings muss man sich mit knappem Filmmaterial und einem etwas losen Ende zufrieden geben.
gesehen von Jelena Majstorovic Quelle: *Presseheft
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