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Les Misérables
Regie: Tom Hooper Kinostart: 21. Februar 2013
Im Frankreich des 19. Jahrhundert wird Jean Valjean (Hugh Jackman) nach 19 Jahren Gefangenschaft von Aufseher Javert (Russell Crowe) entlassen. In der zurück bekommenen Freiheit hat es Valjean als Vorgestrafter schwer an Unterkunft und Essen zu kommen. Schließlich nimmt ihn Bischof Myriel in Digen (Colm Wilkinson) auf. Im Kloster findet er nicht nur Hilfe sondern auch eine Verbindung zu Gott und er beschließt ein neues Leben zu beginnen. Acht Jahre später besitzt Valjean, nun bekannt unter dem Namen Monsieur Madeleine, eine Fabrik und ist Bürgermeister. Seine Arbeiterinnen finden heraus, dass eine von ihnen, Fantine (Anne Hathaway), ein uneheliches Kind hat. Die Tochter, Cosette, wächst bei Pflegeeltern auf, denen Fantine Unterhalt zahlen muss. Nachdem Fantines Geheimnis entdeckt wurde, wird sie vom Vorarbeiter unter Valjeans Aufsicht gnadenlos hinaus geworfen. Um das Geld für ihre Tochter zu besorgen, arbeitet sie schließlich als Prostituierte bis sie schwerkrank von Valjean gefunden wird. Auf dem Sterbebett erzählt Fantine Valjean von ihrer Tochter. Von schlechtem Gewissen geplagt verspricht Valjean Cosette zu sich zu holen und sie aufzuziehen. Im selben Augenblick taucht Javert, mittlerweile Polizeiinspektor, auf, der Valjean als ehemaligen Sträfling enttarnt und es kommt zum Kampf. Valjean kann fliehen, kauft Cosette ihren Pflegeeltern ab und sie tauchen unter. Jahre vergehen ohne, dass sich Valjean und Javert begegnen. Valjean zieht die mittlerweile erwachsene Cosette sehr behütet wie seine eigene Tochter auf. Ein junger Revoluzzer namens Marius verliebt sich auf den ersten Blick in Cosette. Allerdings taucht am gleichen Tag nach all der Zeit Javert wieder auf und Valjean und Cosette müssen fliehen. Schließlich fließen alle Handlungsstränge im großen Finale zusammen, der Revolution. Die Musical Adaption von Tom Hooper hat für einige Diskussionen gesorgt. Die Lieder wurden live während der Dreharbeiten aufgenommen, was ein großes Risiko bedeutet, sich aber eindeutig ausgezahlt hat. Dadurch können die Schauspieler den Zuschauer emotional viel besser erreichen. Ausnahmslos alle Schauspieler singen außerdem genauso gut wie sie spielen. Dieser Film ist vor allem durch das großartige Ensemble sehenswert. Jackman und Crowe duellieren sich pausenlos, ohne sich gegenseitig die Show zu stehlen. Diese Balance kann man bei Amanda Seyfried und Samantha Barks nicht behaupten. Der Musical-Shootingstar Barks übertrifft Seyfrieds gesangliche und schauspielerische Darbietung bei weitem. Dafür punktet Seyfrieds Filmpartner Eddie Redmayne in seinem Solo "Empty Chairs at Empty Tables". Der Höhepunkt, wie vom Trailer vorweggenommen, ist Hathaways herzzerreisende Perfomance von "I had a dream". "Les Misérables"-Fans wird freuen, dass nicht nur die Lieder, sondern auch Kostüme und Kulissen Musical getreu umgesetzt wurden. Der Nachteil davon ist eine viel zu lange Spielzeit, die einem durch die tragisch depressive und ruhige Stimmung wie eine quälende Ewigkeit erscheint. Film ist nun einmal kein Theater, bei dem man zwischendurch 20 Minuten Pause hat. Ein paar Lieder weniger und Handlungsstränge kürzer hätten dem Film jedenfalls nicht geschadet. Grund zur Kritik gibt auch die deutsche Synchronisierung der gesprochenen Texte zwischen den Liedern, die so selten sind, dass man sich jedes Mal aufs neue wundert, warum die Darsteller plötzlich deutsch reden. Wenn alle Lieder deutsch untertitelt sind hätte man die 10 Sätze auch in Englisch lassen können, um sich einige holprige Sprachübergänge zu ersparen. Letztendlich überzeugt jedoch der herausragende Cast und die altbewährten Lieder. Fazit: Wer keine Musicals mag, oder Filme mit Überlänge, sollte sich "Les Misérables" nicht antun. Der Rest kann sich gut und gerne von ein paar netten Schauspielern ein Liedchen singen lassen.
gesehen von Monika König |
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