Regie: Anno Saul, Buch: Fatih Akin, Anno
Saul, Ruth Toma, Jan Berger, Idee: Ralph Schwingel, Kamera: Hannes
Hubach, Kostüme: Katrin Aschendorf, Schnitt: Tobias Haas, Musik:
Marcel Barsotti, Kampfchoreographie: Emanuel Bettencourt,
Stuntkoordination: Ronnie Paul, Darsteller: Denis Moschitto, Nora
Tschirner, Güven Kirac, Hasan Ali Mete, Adam Bousdoukos u.a.
Zugegeben: Einen deutschen Kung Fu- Film gab es bis jetzt noch nicht. So
wirklich haben sich die Produzenten auch jetzt nur halb getraut, denn „Kebab
Connection“ ist ein Quasi- Kung Fu-Film über einen Jungregisseur, der
den ersten deutschen Kung Fu- Film drehen will. Alles klar?
Ibo ist 21, träumt davon, Regisseur zu werden und schafft es sonst ganz
gut, Verantwortung aus dem Weg zu gehen. Als er einen Kung Fu- getränkten
Werbespot für die Dönerbude seines Onkels dreht, wird er in seinem
Viertel zum Star. Seine FreundinTitzi hat jedoch andere Probleme: sie
steht kurz vor der Aufnahmeprüfung für die Schauspielschule- und ist
schwanger. Da Ibo, mit dieser Situation konfrontiert, total überfordert
ist, setzt ihn Titzi vor die Tür. Auch zuhause ist er nicht mehr
willkommen, denn ein Enkelkind mit einer Deutschen ist für den
türkischen Patriarchen nicht akzeptabel.
Ibo bemüht sich nach Kräften, ein guter Vater zu
werden- nur: es geht halt doch ein bisschen gegen die Ehre, als
männlicher Türke den Kinderwagen durch’s Viertel zu schieben. Titzi
bleibt hart, denn einen Macho kann sie jetzt nicht mehr brauchen. Für Ibo
kommt es nun immer schlimmer: wegen eines zu depressiv geratenen
Werbespots und einigen gut gemeinten Widerworten gegen die lokalen
Schutzgelderpresser überwirft er sich mit seinem Onkel, besäuft sich
während dessen Geburtstagsfeier mit dem Griechen und dessen Tochter von
gegenüber und blamiert sich schließlich bis auf die Knochen vor der
ganzen Geburtstagsgesellschaft einschließlich Titzi.
Kurz vor Titzis Geburtstermin schließlich schafft es Ibo, sein
Selbstmitleid zu überwinden und wirklich Verantwortung zu übernehmen.
Und so kommt es, dass der dritte Werbespot in türkisch-griechischer
Kooperation vor Energie nur so strotzt.
Dieser Film soll eine deutsche Version von „My big fat Greek Wedding“
oder „Kick it like Beckham“ sein. Ist er leider nicht geworden, denn
bei aller Komik, die aus dem Zusammentreffen der deutschen, türkischen
und griechischen Kultur entsteht (auch hierfür gibt’s inzwischen eine
Schublade: Culture Clash), besteht der Film halt doch aus arg
übertriebenen Klischees. Tiefgang fehlt weitgehend. Kiffende
Alternativ-Araber, der Grieche, der seinen Sohn verstößt, weil er
Vegetarier ist- all das ist schon so arg dämlich, dass man sich gar nicht
mehr lachen traut. Windelwechseln und Hechelkurs sind natürlich wie bei
jedem „Macho wird Vater“-Film mit dabei. Auch muss wieder einmal „Romeo
und Julia“ als Metapher für die ganz große Liebesgeschichte herhalten.
O Mann. Da merkt man dann doch, dass die Zielgruppe dieses Filmes ein paar
Jahre unter 20 liegt. Als Teenagerfilm lässt „Kebab Connection“
Klamotten wie „Harte Jungs“ oder „Schule“ jedoch weit hinter sich,
was nicht zuletzt an der Ernsthaftigkeit im Spiel von Nora Tschirner und
Denis Moschitto liegt.