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Der Große Gatsby
Regie: Baz Luhrmann Kinostart: 16.Mai 2013
Eine pompöse Inszenierung des Romans F. Scott Fitzgeralds aus den 20er Jahren erwartet uns im Kino. Die filmische Umsetzung des Buches gleicht sich dem Stil der damaligen goldenen Zeit an. Kulissen, Kostüme, Kontraste und rasende Autofahrten entführen uns in die Welt des Luxus, der blühenden Wallstreet, des glitzernden Glamours im Rausche des Alkoholverbots. Gatsby ist der Hauptcharakter und eine durch und durch tragische, faszinierende und schillernde Figur. Jay Gatsby ist Gönner einer großen Partygesellschaft, die jedes Wochenende auf seine Villa in Long Island einlädt. Die Gäste kommen in Scharen und erleben laszive, berauschende Nächte des Glitzers und Scheins. Um seine Person ranken sich die wildesten Gerüchte, kein Mensch kennt die wahre Natur des Gatsby. Ein geheimnisvoller Schatten liegt über seinem Dasein. Nick Carraway scheint durch einen Zufall in die Verstrickungen dieses Geheimnisses zu geraten, bleibt aber aus freiem Willen darin hängen. Die Person Gatsby lässt den Schriftseller nicht mehr los, zuletzt sein einziger Freund, sein ungewollter Biograph, Beobachter des wahren Geschehens. Gatsbys Reichtum basiert auf einem Traum, auf einer Hoffnung, die er als Kind armer Arbeiter schon hegte. Er wollte hoch hinaus. Bis er sich verliebte. Es war ein Moment, von dem er wusste, ließe er ihn zu, würde sich sein Streben umlenken. Ein neues Ziel, ein neuer Traum hatte sich geformt, in den Augen von Daisy Buchanan. Er, mittelos in den Krieg gezogen, wollte ihr etwas bieten, mehr als sich selbst. Denn sie war eine Dame aus gutem Haus. Um sie zu erreichen, verbirgt er seine wahre Herkunft und zieht in den Krieg, während sie sehnsüchtig auf ihn wartet. Mit dem Ende des Krieges fliegt auch sein falsches Spiel auf - er schreibt ihr die Wahrheit - und sie flüchtet. Daisy ist von Natur aus ängstlich, eine Repräsentantin der Frau um die Jahrhundertwende. Sie sorgt sich um ihre finanzielle Sicherheit, macht sich abhängig von einem Mann. Also heiratet sie - den altreichen, angesehenen Tom Buchanan. Ruhm und Reichtum interessiert Gatsby nicht mehr, er möchte nur noch sein Herz zurückgewinnen. Dieses Ziel allein treibt seinen gesellschaftlichen Anstieg an. So kreuzen sich seine und Nick Carraways Wege, der Daisys Cousin ist. Er soll die beiden wieder vereinen. Nun entwickelt sich die dramatische Wende der Ereignisse, die hier nicht weiter erwähnt werden soll. Der große Gatsby ähnelt dem Originaltext an vielen Stellen, Dialoge wurden übertragen, die Zeit und Darstellung des Romans übernommen. Die schillernde Welt der Goldenen 20er zieht einen vollkomen in seinen Bann. Man leidet mit Gatsby, der diese wunderschöne tragische Liebe empfindet, der träumen und hoffen kann, ein Meister der Inszenierung seines Lebens ist, die ihm so sehr gelingt, das zuletzt kein Mensch die Wahrheit erfährt, außer Nick Carraway. Mit der Figur Gatsby wird zugleich der "Amerikanische Traum" kritisiert, an dessen Ende nur noch Macht und Geld stehen, bei dem es nicht mehr auf den Weg ankommt, sondern auf die Devise "Der Zweck heiligt alle Mittel". Die Schärfe wird dem Charakter Gatsbys genommen, weil sein Zweck die Liebe war, das heiligste aller Mittel. Aber auch Nick Carraway ist wichtiger Charakter und Werteträger dieser Geschichte. Er verschlingt das Leben des Gatsby wie ein gutes Buch, vergisst sein eigenes darüber, oder versucht vielleicht sogar seines darin wieder zu finden? Er ist die verlorene Figur des Menschen, der seine Träume nicht verwirklicht, der sie nicht einmal kennt, der ewige Zuschauer. Doch dieser Part ist sehr wichtig, denn durch diese Menschen erfahren wir die Wahrheit, die Beobachter des Lebens. Und auch er scheint sich zu entwickeln, auch er scheint einen Teil von sich Selbst in Gatsby gefunden zu haben. Denn sind wir nicht das, was uns bewegt, uns anregt, uns staunen lässt? Dort wollen wir hin. Und das ist der Beginn einer Verwirklichung, der Sichtung eines Traums. Gesehen von Marina Hass |
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