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Drachenmädchen
Kinostart: 28. Februar 2013 Regie: Inigo Westmeier
In dem Dokumentarfilm "Drachenmädchen" von Inigo Westmeier stehen drei Schülerinnen der "Shaolin Tagou"-Kampfschule, der größten Kung-Fu-Schule Chinas, im Mittelpunkt: Die 9-jährige Xin Chenxi, die 15-jährige Chen Xi und die 17-jährige Huang Luolan. Ihr Tagesablauf wird dokumentiert, der hauptsächlich aus Training und Regeln besteht, die eingehalten werden müssen. Neben den hohen Anforderungen und dem Druck, der auf diesen Kindern lastet, ist die Kung-Fu-Schule die einzige Möglichkeit für sie, der Armut zu entfliehen. Andere Kinder widerrum landen auf der Schule, weil es ihnen an Disziplin mangelt, die ihnen dort eingebläut werden soll. Abgesehen davon, dass das Leben für diese Mädchen und Jungen ein einziger Kampf ist, gehen nicht alle von ihnen freiwillig auf diese harte Schule, sondern ertragen den Alltag dort vor allem auch aus Pflichtbewusstsein ihren Eltern gegenüber, die hohe Erwartungen an ihre Kinder stellen. Andererseits vernachlässigen diese Eltern ihre Kinder sehr, da sie nur am Arbeiten sind und sich kaum Zeit für ihre Sprösslinge nehmen. Doch nicht alle Schüler können diesem ständigen Druck standhalten: Einige fliehen aus der Schule. Auch die 17-jährige Huang Luolan floh und zog wieder zu ihrem Adoptivvater. Dieser versuchte daraufhin sie wieder zurückzuschicken, aber die junge Frau blieb standhaft. "Nur das, was einem gefällt, kann man von ganzem Herzen tun.", ist sie überzeugt. Aber auch die Sichtweisen von Mönchen, die Kung Fu als Lebensphilosophie betreiben und die des Direktors der Kung Fu Schule werden vorgeführt. Wörtlich übersetzt bedeutet Kung Fu "harte Arbeit" oder auch "Können durch Anstrengung" und Werte wie z.B. Härte, Ehrfurcht und Disziplin werden in China hoch geschätzt. Nach diesen Richtlinien und zusammen mit ihrer Einsamkeit müssen die Schüler aufwachsen. Die Idee, das Leben und den Alltag dreier Mädchen auf einer Kung-Fu-Schule zu dokumentieren, ist einzigartig und tief ergreifend. Sie leben quasi kein Leben, sondern alles dreht sich um das Training und ums Überleben. Diese Mädchen sind jung und müssen sich alleine durch den Alltag kämpfen, denn ihre Eltern arbeiten hart, um es selber über die Runden schaffen zu können und haben keine Zeit für ihre Kinder. Der Dokumentarfilm ist professionell gemacht, denn er bleibt objektiv und zeigt verschiedene Sichtweisen auf dieses Thema. Dennoch ist er berührend, nimmt einen mit und kann einen auch überfordern. Ein Kritikpunkt den ich gerne anmerken würde, ist, dass die Widersprüche zwischen der Kung-Fu-Philosophie der Mönche und der des Direktors der Schule nicht genug herausgehoben wurden. Auch war die gesamte Dokumentation vielleicht ein wenig zu lang, sodass man als Zuschauer nicht durchgehend von dem Thema gefesselt war. Die Musik hätte bei manchen Szenen ruhig epischer sein können. Aber ansonsten zeigt Inigo Westmeier in dieser Dokumentation faszinierende und durchaus auch erschreckende Einblicke in die harte Welt der Kung-Fu-Schüler Chinas. Fazit: Dies ist kein gewöhnlicher Dokumentarfilm, der nur oberflächlich über eine Kung-Fu-Schule berichtet, sondern er taucht tiefer ein, was ihn zu einem wunderbaren, unvergesslichen Film macht.
gesehen von Jelena Majstorovich |
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