Tamara Wyss folgt den Spuren ihrer Großeltern den Jangtse flussaufwärts.
Das frisch verheiratete Paar war damals mit dem Hausstand mehrere Wochen
unterwegs, um einen Diplomatenposten im entlegenen Westen Chinas antreten
zu können. Tamara Wyss hat alte Fotografien ausgegraben, Tonaufnahmen von
den Gesängen der Treidler, die die Boote damals zu ziehen hatten. Im
Nebeneinander von neuen Aufnahmen, alten Bildern und Erzählungen der
Menschen, die den Umbruch zur neuen Zeit miterlebt haben, verschmelzen zu
einer ruhig fließenden Geschichte- einer über die Kargheit des Lebens
und die Vergänglichkeit. Denn nur wenige Wochen nach Drehschluss wurde
der Jangtse für den Drei Schluchten Staudamm geflutet. Die Bewohner
hunderter Dörfer wurden evakuiert und zwangsumgesiedelt; eine große
Veränderung im Leben aller Anwohner. Dadurch weckt der erste Teil des
Films Interesse: wie gehen die Menschen mit ihrem Schicksal um, trauern
sie der alten Zeit nach oder sehen sie die Umwälzung als Chance? Schön
ist die gemächliche Art, mit der Tamara Wyss ihren Interviewpartnern Zeit
gibt, um ihre Philosophie loszuwerden.
Man wünscht sich, der Film ginge in diesem Fluss weiter, doch langsam
kommt man dann an einen Punkt, an dem man nicht mehr weiß, was Tamara
Wyss jetzt eigentlich will. Zu viele verschiedene Themen werden angerissen
und nicht weiterverfolgt. Der Jangtse, als roter Faden eingeführt, ist
überflüssig, sobald Wyss in den Städten auf Spurensuche geht. Und
spätestens dann stört auch die Gemächlichkeit; man muss schon viel
Geduld mitbringen, um nicht das Interesse am Thema- welches? ist die
Frage...- zu verlieren.
Diese Dokumentation hat einen traumhaften, durchaus meditativen ersten
Teil. Schade nur, dass kein durchgängiges Gesamtkonzept zu erkennen ist.