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DER ANDERE von
Richard Eyre Kinostart:
01. Juli 2010 Nach der erfolgreichen Verfilmung des Vorlesers aus 2008 folgte noch im selben Jahr eine weitere filmische Umsetzung einer Geschichte von Bernhard Schlink, die nun auch in die deutschen Kinos kommt. Diesmal wählte man die Kurzgeschichte "Der Andere" aus dem Erzählband "Liebesfluchten". Auf dem Regiestuhl nahm hierbei der gebürtige Engländer Richard Eyre [Tagebuch eines Skandals (2006), The Ploughman's Lunch (1983)] Platz.
Peter (Liam Neeson) und seine Frau Lisa (Laura Linney) sind allem Anschein nach glücklich verheiratet und führen eine liebevolle und harmonische Ehe. Beide sind berufstätig, Lisa als Schuhdesignerin und Peter in einer Software-Firma. Ihre gemeinsame Tochter Abigail (Romola Garai) ist Anfang 20, hat eine Freund namens George und hat vor kurzem ihr Elternhaus verlassen. Eigentlich sind Peter und Lisa ein sehr ungleiches Paar, trotzdem sind sie schon seit 25 Jahren miteinander verheiratet. An einem bestimmten Abend jedoch stellt Lisa ihrem Mann erstmals eine überraschende Frage: Könnte Peter sich vorstellen, mit einer anderen Frau zu schlafen? Peter ist kurzzeitig verwirrt, doch seine Antwort lautet ganz klar, nein. Einige Zeit später ist Lisa aus Peters Leben verschwunden und Peter macht eine Entdeckung, die ihm den Boden unter den Füßen wegzieht. Auf dem Handy seiner Frau findet er eine seltsame Liebesnachricht eines fremden Mannes. Peter ist wie vor den Kopf geschlagen und beginnt seiner Frau nachzuspühren. Mit der Zeit entdeckt er, dass sie ein Doppelleben geführt hat und es seit langem noch einen anderen Mann in ihrem Leben gab. Peter verspührt sofort einen Anfall von Eifersucht, doch nicht nur das, in ihm regt sich auch der bittere Wunsch nach Rache. Er begibt sich auf die Suche nach dem mysteriösen, anderen Mann, der sich Ralph (Antonio Banderas) nennt, und spührt ihn schließlich in Mailand auf. Mit einer unbändigen Wut im Bauch macht er sich auf den Weg zu ihm, doch was er findet, ist nicht das was er erwartet hat.
Eine gewisse Traurigkeit und Melancholie, die häufig durch viel Musik untermalt wird, zieht sich durch den ganze Film. Diese musikalische Begleitung ist aber so dezent gehalten, dass sie nicht überladen wirkt. Auch die bedrückende Stimmung des Films ist nicht zu dick aufgetragen und lässt den Zuschauer zwar in einer traurigen, aber in keinerweise depressiven Stimmung zurück. Was dem Ganzen auch durchaus gerecht wird. Ist der Film zu Beginn eigentlich eher spannend als melancholisch gehalten, so entwickelt er mit der Zeit eine eindeutig romantischere Note. Betrachtet man Kamera, Setting und Bildkomposition ist "Der Andere" relativ unspektakulär. Viele Innenaufnahmen, meist wenige Personen auf der Leinwand und ruhige Bilder machen den Film solide aber eben auch unspektakulär, was durchaus gewollt sein kann. Die Emotionalität des Films wird hauptsächlich von der überzeugenden Darbietung der Hauptdarsteller getragen, die in ihren Rollen vollends aufgehen. Alles in allem ein durchaus sehenswertes Werk, aber besonders Freunde tiefgreifender Gefühle und Dramatik werden hier ihre Freude haben.
Natascha Stevenson & Mark Zaschka
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