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A Most Violent Year von J. C. Chandor Kinostart: 19. März 2015
Diesmal keine Nominierung für Best Original Screenplay. Regisseur des Films ist J. C. Chandor. Er ist 41, stammt aus New Jersey und kommt ursprünglich aus der Werbebranche. Einen Namen hat er sich 2011 mit Margin Call gemacht, in welchem er in 36 diegetischen Stunden den Ausbruch der Finanzkrise 2008 erzählt. Der Film war ein Publikumserfolg und das Drehbuch wurde für einen Oskar nominiert. Hier handelt sich um sein drittes Werk. Auch in A Most Violent Year geht es um eine
Krise; diesmal die einer Stadt. New York, 1981. Statistisch gesehen das
gewalttätigste Jahr welches die Metropole je erlebt hat. Mittendrin
Abel Morales, Einwanderer und Leiter einer Heizöl-Firma. Er ist ein
ehrenhafter Mann, hat seiner Frau (gespielt von Jessica Chastain) und
seinen zwei Töchtern ein Haus gekauft und versucht auch während den
harten Zeiten clean und straight zu bleiben. Mit Inner City Blues von Marvin Gaye und Steadycam-Aufnahmen von dem joggendem Abel Morales fängt der Film an und sorgt somit sofort für Stimmung. Ein sicherer Anfang der gut funktioniert. Allerdings verliert man sich anschließend recht schnell, beziehungsweise kommt nicht richtig in die Handlung. Man versteht zwar, dass Morales dieses teure Grundstück kaufen möchte, jedoch weiß man lange nicht warum er das will und wer genau er eigentlich ist. Stück für Stück versucht Chandor all dies zu enthüllen, jedoch etwas zu langsam und somit wird der Film schnell zäh. Oscar Isaac spielt zwar glaubwürdig, er bleibt jedoch etwas einseitig und zeigt sich nie richtig von einer anderen Seite. Aber vielleicht sind erfolgreiche Geschäftsmänner einfach immer etwas eintönig. Auf jeden Fall hätte man gerne genauer manch andere Figuren kennen lernen wollen, seine Frau, den Rechtsanwalt Lawrence oder seine rechte Hand Mister Walsh (gespielt von Albert Brooks) zum Beispiel. Die Beziehung zwischen Morales und Peter (gespielt von Alessandro Nivola), einem seiner Mitarbeiter der Opfer eines Überfalls wird, ist ebenfalls mehr als fragwürdig. Auch wenn die Geschichte schön in Szene gesetzt ist, der Cast stimmt und die Bilder verzaubern, mangelt es schlicht und ergreifend an dem Drehbuch. Der Rhythmus stimmt nicht. Nie taucht man komplett in die Geschichte ein, alles geht einen Tick zu langsam. Selten vergisst man, dass man in einem Kinosaal sitzt. Alles in allem kann man sich den Film ansehen, er ist stimmig. Es bleibt zwar eine abgespeckte Version von den Werken Pollacks und Lumets, doch die Bilder, Schauspieler und Musik stimmen. Wenn er montags um 22.15 auf dem ZDF laufen würde, dann fände man ihn überzeugend. Ob das abwertend ist, müsst Ihr wissen.
A Most Violent Year kommt am 19. März in die deutschen
Kinos.
Gesehen von Luis Schubert |
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