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Schauspielerin Esther Zimmering

Schauspielerin Esther Zimmering, mit ausdrucksstarkem Blick (fotografiert vom Movie-College auf der Berlinale)

 

Sie können mehr ausdrücken als alle Worte und können auf der Leinwand über Nähe und Distanz entscheiden. 60 bis 70 % unserer Kommunikation verläuft über die Augen, nicht über die Sprache. Unsere Augen erzählen im Gegensatz zu unserem gesprochenen Wort nämlich das, was wir fühlen und denken. Dabei verfügen die Menschen über ein erstaunlich breites und allgemein verständliches Ausdrucksrepertoire.

Neben einigen wenigen kulturellen Besonderheiten gibt es eine überraschend große Zahl an universellen Übereinstimmungen. Auffällige Unterschiede sind etwa die Asiaten, bei denen der direkte Blickkontakt als eher unhöflich gilt, sie schauen vorzugsweise etwas neben die Augen, auf die Wangen oder den Hals. Araber hingegen fordern geradezu den direkten Blickkontakt beim Gespräch.

Man verzeiht Filmschauspielern fast alles, selbst wenn sie von der Texttafel ablesen wie etwa Marlon Brando, solange die Blicke überzeugen, werden sie vom Publikum geliebt.

Ob es der müde Augenaufschlag großer Filmdiven war, das freche Augenblinzeln einer Shirley McLaine, der dämonische Blick eines Warren Bates, der unschuldige Augenaufschlag einer Audrey Hepburn, ein großer Teil der Suggestivkraft des Kinos hatte und hat mit den Augen zu tun.

 

Spiegel der Seele

Sicher, die Seele, die aus den Augen spricht, lässt sich nicht imitieren, nicht nachbilden, doch es gibt allgemeingültige Signale, die auf Erfahrung oder auch wissenschaftlicher Erkenntnis beruhen. Viele dieser hier angesprochenen Zeichen setzen wir im Alltag völlig unbewusst, eben weil wir Menschen sind.

Nicht ohne Grund behandelt der Volksmund viele Blickphänomene, etwa wenn man "jemand schöne Augen macht" oder sich in "jemand verguckt hat", wenn etwas geschieht "eh man sich versieht…", wenn man "jemand mit Blicken durchbohrt oder verschlingt" oder jemand ein "echter Hingucker" ist.

Sind aber unsere Emotionen nur gespielt, kann es sein, dass unsere Augen dieses Spiel nicht von allein umsetzen. Wer diese Signale kennt und damit zu arbeiten versteht, beherrscht bereits einen wesentlichen Baustein des schauspielerischen Ausdrucks.

 

Erfahrungswerte

Die Sprache der Augen wird auf der ganzen Welt verstanden

Die Sprache der Augen wird auf der ganzen Welt verstanden.

 

Sowohl das Hinschauen, als auch das Wegschauen transportieren wichtige Aussagen. Das Begegnen eines Blickes, das Standhaltenkönnen oder das Ausweichen haben den Charakter von Aussagen. Auch die Zeitdauer, wie lange man einen anderen Menschen anschaut, spricht Bände. Eine Person, die man mag oder liebt, schaut man öfter und länger an, wer einem missfällt, dem widmet man weniger und kürzere Blicke. Flüchtige, verlegene Blicke, aufschauen, wegschauen können auch Locksignale sein. Unsere Lebenserfahrung lehrt uns, bestimmte Signale zumindest innerhalb unseres Kulturkreises richtig zu deuten.

 

Beispiele

  • Blick nach oben oder zur Seite, evtl. das Hochziehen der Brauen, verbunden mit einer Mimik des Spöttischen, bedeutet Verachtung und Ablehnung.
  • Die Öffnung der Pupillen, die Häufigkeit des Blinzelns sind weitere Informationen, die jeder Mensch lesen kann.
  • Der gesenkte Blick, das bewusste Jemand nicht anschauen wollen sind Ausdrucksformen, welche eine Rangordnung, vielleicht sogar eine Unterwerfung signalisieren. Die geschlossenen Augen signalisieren ein sich Abkapseln, ein sich Verschließen vor der Welt
  • Die zu einem schmalen Spalt geschlossenen Augen können List und Tücke ausdrücken, die weit aufgerissenen können Gefährlichkeit, erhöhte Wachsamkeit und Kampfbereitschaft signalisieren.
  • Das "durch jemand hindurchschauen" kann Schüchternheit ausdrücken, kann aber auch signalisieren, dass man die anderen Menschen in Ruhe lässt, dass keine Gefahr von einem ausgeht.
  • Bei der Lüge weicht der Blick eher aus, schweift ab, kaschiert die Unsicherheit des Schwindlers.
  • Wer unter Hochspannung steht, ständig sein Umfeld nach Gefahren absucht, dessen Blick ist unruhig, wandert hastig hin und her.
  • Zur Begrüßung zieht man für einen Bruchteil einer Sekunde die Brauen nach oben, auch beim Flirt ist dies häufig zu beobachten.
  • Verliebte sind mit ihrem Blick oft ganz woanders, abwesend und irgendwie entrückt.
  • Hängende, schwere Augenlider, dunkle Augenränder drücken Müdigkeit und Erschöpfung aus.

 

Hinweise des Unbewussten

Doch nicht nur unsere Erfahrung mit den Mitmenschen erlaubt uns Rückschlüsse auf die Sprache der Augen, es existieren auch zahlreiche Forschungsprojekte. Wissenschaftliche Untersuchungen haben erstaunliche Ergebnisse hinsichtlich des Augenstands und unserer Denkaktivitäten festgestellt. Probanden wurden unterschiedliche Aufgaben der Vorstellung gegeben und diese mit den durch Messfühler ermittelten Gehirnaktivitäten abgeglichen. Das Ergebnis: Unsere Augenstellung verrät, welche Bereiche des Gehirns gerade angesprochen werden. Aus dem Wissen um die unterschiedlichen Aufgaben der verschiedenen Regionen kann man folgende Zusammenhänge feststellen:

  • Wenn unsere Pupillen nach rechts oben gerichtet sind, erinnern wir uns an etwas Konkretes, was wir erlebt oder gesehen haben. Sie signalisieren, dass unser visuelles Gedächtnis angesprochen wird.
  • Sind die Pupillen nach links oben gerichtet, wird gerade unsere Fantasie, unsere Imagination angesprochen. Wir stellen uns Dinge vor, die wir nicht kennen, denken uns Situationen aus, die es so noch nicht gegeben hat. Auch hier wird etwas Visuelles angesprochen, welches aber nur in unserer Vorstellung existiert.
  • Sind unsere Pupillen auf die Mitte rechts gerichtet, so denken wir gerade an Töne und Klänge aus unserer Erinnerung. Unser akustisches Gedächtnis wird angesprochen.
  • Sind die Pupillen in der Mitte links, denken wir uns Töne, Klänge oder Sätze aus, die wir noch nie gehört haben. Unsere akustische Fantasie wird angesprochen.
  • Die Pupillen, die nach rechts unten zeigen, signalisieren eine Art inneren Dialog mit uns selbst. Oder einen inneren Kommentar.
  • Die Pupillen, die nach unten links zeigen, signalisieren, dass wir emotional angesprochen sind, uns ein Gefühl vorstellen, ausmalen, wie etwas sein könnte.

Für die Arbeit als Schauspieler steht natürlich das Einfühlen in eine Figur und deren psychologische Grundkonstellation im Vordergrund. Dennoch sind die äußeren Signale sinnvolle Hilfsmittel, diese zum Ausdruck zu bringen. Vieles, was die Blicke angeht, wird sich in Zusammenhang mit dem Einverleiben der Rolle, automatisch einstellen, die hier aufgezeigten Beispiele können, logisch eingesetzt, sinnvolle Ergänzungen sein.

 

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