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Spieltrieb
Kinostart: 10. Oktober 2013
Regie: Gregor Schnitzler "Spieltrieb" war schon als Roman von Juli Zeh auf den internationalen Bestsellerlisten zu finden. Gregor Schnitzler hat mit der Kinoverfilmung des vom Prix Cévennes als besten europäischen Roman ausgezeichneten Werk nun ein packendes Coming-of-Age-Liebesdrama geschaffen.
Ada ist eine hochintelligente Außenseiterin, die mit ihren 15 Jahren schon zwei Klassen übersprungen hat und aufgrund ihres Querdenkens nicht selten als Mobbingopfer herhalten muss. Der Rektor droht Ihr den Rauswurf, da ihr Stiefvater das Schulgeld nicht bezahlt hat, und Ihre Mutter kümmert sich ebenso wenig um Ihre Tochter wie alle anderen. Nur die beiden Lehrer Höfi und Smutek unterstützen Ada und wollen ihre Talente fördern. Als der neue Mitschüler Alev in Adas Klasse kommt, entdeckt sie in ihm einen Gleichgesinnten. Alev ist attraktiv und ganz im Gegensatz zu Ada ein beliebtes Alphatier, das sich von niemandem etwas sagen lässt. Er fasziniert Ada mit seiner Ausstrahlung und seiner Theorie vom Spieltrieb: Alev betrachtet das Leben als Spiel und die Menschen als seine Spielfiguren, die er manipulieren und somit ihr Schicksal bestimmen kann. So beginnen Ada und Alev ein Spiel mit Lehrer Smutek, der mit Ada schlafen sollen während Alev sie filmt. Mit diesem Spiel, das unter dem Motto "Erkenne dich selbst" steht, will er Smuteks Leben zu einem besseren verändern. Schon bald ist jedoch nicht mehr klar, wer die tatsächlichen Spielfiguren sind und ob Alev mit oder gegen Ada spielt.
Die grandiose schauspielerische Leistung sowie eine überzeugende Story machen "Spieltrieb" zu einem gesellschaftskritischen Film, der ein krasses und dennoch erschreckend realistisches Bild vom Leben Jugendlicher in unserem Zeitalter darstellt. Auch wenn ein eskalierender Höhepunkt vorhersehbar ist, steigert sich die Spannung kontinuierlich und fesselt den Zuschauer im Kinosessel. Die Idee des Spieltriebs mag auf den ersten Blick ein unrealistischer, krankhafter Gedanke sein, wird jedoch genial verarbeitet und sorgt aufgrund der Provokation für einen kritischen Blick auf die Gesellschaft und ihre Moralvorstellungen.
Gesehen von Lisa Rieger |
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