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Sin Nombre
Kinostart: 29.04.2010
Regie: Cary Fukunaga "Ohne Namen" so der Titel auf deutsch und so auch der Regisseur und Drehbuchautor des Films, zumindest bislang in Deutschland. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn "Sin Nombre" ist Cary Fukunagas Regiedebüt. Dem Film ist das jedoch in keiner Weise anzusehen. Sehr authentisch und rund wirken Geschichte und Film insgesamt. Damit hätte der Regisseur wohl genau das erreicht was er sich erhofft hatte. Auf die Frage was denn für ihn selbst so besonders an seinem Film sei, antwortet er nach kurzem Nachdenken, "er wünsche sich, dass der Film in 10 oder 20 Jahren immer noch einen authentischen Eindruck von der Flüchtlings- und Kriminalitätsproblematik in Südmexiko und Zentralamerika im allgemeinen, liefere. Der Film bietet aber noch einiges darüber hinaus. Sayra und Willy, auch genannt El Casper, sind Menschen die ihre Vergangenheit aus den verschiedensten Gründen hinter sich lassen müssen. Sie kommen beide aus schlechten Verhältnissen ohne Perspektive. Sie unterscheiden sich von den meisten Menschen die sie hinter sich lassen. Sie sind jung haben Wünsche und Träume und wollen ihr Leben neu beginnen. Der 18 jährige Casper ist Mitglied der Mara Salvatrucha oder MS 13, einer der gefährlichsten Gangs der Welt. Auf dem Dach eines Zuges den seine Gang überfallen will, trägt sich für Casper und Sayra, die auf dem gleichen Zug mit einer Menge anderer Flüchtlinge, auf dem Weg Richtung Amerika ist, ein schicksalhaftes Ereignis zu. Casper entschließt sich Sayra, die von seinem Anführer bedroht wird zu retten und damit gegen seine Gang. Es beginnt eine Jagt quer durch Mexiko bis zu deren Ende die beiden sich, in jeder noch zu gefährlichen Situation, zur Seite stehen. Fukunaga inszeniert geschmackvoll und in schönen Bildern eine rührende, zu gleich packende und spannende Geschichte, mit einer besonderen Tiefe, die besonders Junge Menschen ansprechen wird. Er deutet im Interview an, dass er so manche gefährliche Situation in Mexiko sowohl bei seinen Recherchen als auch beim Dreh erlebt habe, die sein Leben nachhaltig beeinflusst hätten. Der Film vermittelt einem nicht zwangläufig eine unverkennbar klare Botschaft, stattdessen merkt man aber, dass hier jemand mit sehr viel Gespür für das Land, die Menschen und die Situation in der sie sich befinden erzählt. Darum lässt sich der Film vermutlich auch keinem Genre zuordnen. Obwohl es einige Anleihen an Roadmovie, Thriller oder Gangsterfilm zu geben scheint passt er in keine Schublade denn die Geschichte ist in sich viel zu stimmig, schlüssig und vielschichtig. Die Gangster und die beiden Flüchtigen zum Beispiel sind mehr als Filmfiguren die man als Zuschauer sympathisch oder unsympathisch findet, denn sie stehen für unterschiedliche Lebensentwürfe oder für verschiedne Arten seine Lebensumstände zu bewältigen. Die einen erkennen, dass sie fliehen oder ihre Vergangenheit hinter sich lassen müssen während die anderen den Weg der Gewalt einschlagen und versuchen Macht und Kontrolle zu erlangen. Das man der Geschichte als Zuschauer aus zwei Perspektiven folgen ist das wodurch sich der Film am meisten auszeichnet. In Casper verbindet sich diese beiden Perspektiven was ihn zu einer wirklich interessanten Filmfigur macht. Das Verhältnis zwischen Kamera und Regie, war laut Regisseur sehr kollegial und professionell, was im Film durchaus bemerkbar ist. Denn auch Handwerklich ist er wirklich gelungen. Düstere, moderne und teilweise sehr coole Bilder mischen sich mit malerischen Landschaftsaufnahmen und elegantem Spiel mit dem Licht. In wie weit Fukunaga hier Unterstützung von erfahrenen Kollegen hatte fragt man sich angesichts der Tatsache, dass er vorher, wie er sagt, nur einen richtigen Kurzfilm gedreht habe allerdings schon. Als Produzentin war Amy Kaufman mit an Board die unter anderem an Filmen wie "21 Grams" und "Lost in Translation" beteiligt war. Unterstützt wurde sie von den ausführenden Produzenten Pablo Cruz, Diego Luna und Gael Garcia Bernal die zusammen die Produktionsfirma "Canana" betreiben. Ein solches Team hinter sich zu haben dürfte für den Regiedebütanten eine kleine Erleichterung gewesen sein. Auf keinen Fall soll das aber die Außergewöhnliche Regie- und Autorenleistung Fukunagas relativieren. SIN NOMBRE ist eine wirklich sehenswerte Amerikanisch/Mexikanische Koproduktion. Zum Interview mit dem Regisseur...
Lion Bischof
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