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Rubinrot
Regie: Felix Fuchssteiner Kinostart: 14. März 2013 Jede Familie hat ihre Geheimnisse - aber müssen es gleich so viele sein? Das zumindest denkt sich die 16-jährige Gwendolyn Shepherd (Maria Ehrich) immer wieder und ihrer Meinung nach würde es definitiv nichts schaden, wenn die liebe Verwandtschaft einen Ticken "normaler" wäre. Denn in Gwendolyns Familie dreht sich alles um das legendäre Zeitreise-Gen, das angeblich schon seit Generationen weitervererbt wird. Und alle sind sich sicher, dass Gwens arrogante Cousine Charlotte (Laura Berlin) ebendieses Gen in sich trägt und als Letzte in den Kreis der mysteriösen Zeitreise-Loge des Grafen von St. Germain aufgenommen werden wird. Doch eines Tages findet sich Gwen plötzlich im 20. Jahrhundert wieder und es wird klar, dass eigentlich sie das seltene Gen in sich trägt. Völlig unfreiwillig und unvorbereitet wird das Mädchen nun hinein gezogen in die seltsame Loge, die sogar noch geheimnisvoller als ihre Familie zu sein scheint. Zu allem Überfluss muss sie auch noch mit dem selbstverliebten und arroganten Gideon de Villiers (Jannis Niewöhner) zusammenarbeiten, um (natürlich geheime) Missionen für die Loge auszuführen. Dabei muss sich Gwendolyn mit komplizierten Gavotte-Tänzen, verwirrenden altertümlichen Bräuchen und nicht zu Letzt mit viel zu vielen Geheimnissen herumschlagen. Doch was ihr zunächst nicht klar ist: Zwischen den Zeiten sollte man sich möglichst nicht verlieben… Mit "Rubinrot" adaptiert Regisseur Felix Fuchssteiner den ersten Band der internationalen Bestseller-Trilogie "Rubinrot - Saphirblau - Smaragdgrün" aus der Feder von Kerstin Gier für die große Leinwand. Da die Geschichte in London spielt wurden viele Außenaufnahmen auch dort gedreht, was dem ganzen Film einen hochwertigen und internationalen Touch verleiht. Allerdings wirken dadurch die deutschen Schauspieler stellenweise etwas deplaziert, bzw. wenig überzeugend, wenn sie englische Schriftstücke auf Deutsch vorlesen und dabei so tun, als wäre der ganze Film im Originalton auf Englisch. Da die Bücher auch international Anklang gefunden haben fragt man sich, wieso sich der Regisseur nicht um eine Koproduktion mit der englischen Filmindustrie bemüht hat, denn vielleicht wären englischsprachige Schauspieler hier die bessere Wahl gewesen. Ebenfalls schade ist es, dass trotz der Behauptung der Filmemacher, sie seien nah an der Vorlage geblieben, der Witz und Charme des Buches im Film fast gänzlich verlorenen gegangen ist. So kommen Gwendolyns im Buch lustige und freche Sprüche im Film eher platt daher. Ein weiterer Minuspunkt sind die fast alle sehr unsympathisch dargestellten Charaktere, die zu stark ins schwarz-weiß Klischee abrutschen, sich also viel stärker als im Buch in "gute" und "böse" Charaktere unterteilen lassen. Die witzigen und sympathischen Figuren verblassen dagegen oder wurden sogar teilweise komplett weggelassen. Was gibt es Positives zu sagen? Nun, immerhin ist es den Filmemachern gelungen, eine gewisse Spannung vom Buch in den Film zu übernehmen und die rein technische Umsetzung ist für eine deutsche Produktion sehr hochwertig geraten. Die beiden Hauptdarsteller spielen ihre Rollen gut und Kostja Ullmann als schräger Aristokrat James Pimplebottom hätte sicherlich eine größere Präsenz im Film verdient. Allerdings zielt Fuchssteiners Film leider eindeutig zu sehr auf die "Twilight"-Fangemeinde ab, was sich z.B. in einer viel zu kitschigen und unnötig hinzugefügten Ballszene äußert. Auch ist die eigentliche Komplexität der Geschichte von "Rubinrot", die auch für deutlich ältere Leser spannend war, verloren gegangen. Fazit: Leider gelingt es der Filmadaption von "Rubinrot" nicht, den wirklichen Charme und Witz des Buches einzufangen und rutscht dabei zu sehr ins Kitschige und Vorhersehbare ab. Aber wer die Buchvorlage nicht kennt und möglichst nicht älter als 16 Jahre ist, kann mit dem Film nicht viel falsch machen und einen vergnüglichen Kinoabend verbringen.
gesehen von Tabea Reimitz
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