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Prince of Persia: Der Sand der ZeitKinostart: 20. Mai 2010
Popcorn Kino schreit ein Journalist schon bevor der Film überhaupt angefangen hat durchs Kino Foyer, als er feststellt, dass sämtliche eingeladenen Journalisten von ihren Gratiscoupons gebrauch machen, was sonst nicht unbedingt üblich ist. So viel zur Erwartungshaltung der Presse.
Nachdem Dr. Uwe Boll einst mit 'House of the Dead' im Jahre 2003 das Prinzip
Computerspielverfilmung für sich entdeckte ist es mittlerweile weit verbreitet und auch bis
zu Jerry Bruckheimer durchgedrungen, der als Produzent hinter diesem
großangelegten Kinospektakel mit dem Titel 'Prince of Persia: Der Sand der
Zeit', steckt. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Kult-Computerspiel zu dem die
drei Drehbuchautoren Boaz Yakin, Doug Miro und Carlo Bernard, eine
Leinwandversion entwickelten. Leider ist die Welt in die man hier einzutauchen versucht eher unattraktiv. Die kitschigen Stadtkulissen und opulent gestalteten Gemächer, die orientalischen Zauber versprühen sollen wirken sehr künstlich und wenig authentisch. Besonders irritierend ist es aber, dass bei einem 150 Millionen Dollar Budget, an etwa 20 Statisten gespart wurde die es für eine nicht einmal aufwändige Szene gebraucht hätte. Stattdessen durchkämmen einige offensichtlich animierte Kameraden, mit der Motorik eines Kater Mikesch die engen Gassen Alamuts auf der Suche nach Eindringlingen. Diese Momente Sind es unter Anderem die einen immer wieder aus der ohnehin schon vorhersehbaren Geschichte herausreißen. Ein weiteres Phänomen, dass sich wie ein roter Faden durch den gesamten Film zieht, sind verschwommene, digitale Hintergrundkulissen, während im Vordergrund versucht wird große Emotionen zwischen Prinz und Prinzessin entstehen zu lassen. Auch normalerweise überzeugende Darsteller wie Jake Gyllenhall in der Rolle des Dastan, oder Ben Kingsley als Nizam gehen in diesem vor Spezialeffekten und ehrgeizig konstruierten Tonmauern strotzenden Spektakel, leider unter. Über die Besetzung Gyllenhalls als rauflustigem Straßenprinzen mit Machoallüren lässt sich ohnehin streiten, denn auch sein auftrainierter Körper und die lässige Narbe wollen aus ihm keinen harten Kerl machen. Viel zu kurze Schnittfrequenzen und wilde Raufereien die mit wuchtigem
Sounddesign unterlegt sind, lassen den Kinobesucher jeden sichtbaren Faustschlag zwar spüren, rauben allerdings die Möglichkeit sich in das Geschehen einzufühlen. Dem Film fehlt die Dynamik und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Action und Ruhe, das dazu nötig gewesen wäre. Der versierte Regisseur Mike Newell, bekannt durch Filme wie, "Vier Hochzeiten und ein Todesfall", sowie "Donnie Brasco" und "Harry Potter und der Feuerkelch", schafft es zudem nicht dem Film einen besonderen Charme zu verleihen, sicher auch weil ihm dramaturgisch dazu auch der Platz fehlt. So ist er gezwungen seine Schauspieler irgendwie durch diesen bombastästhetischen Kuddelmuddel zu führen. Wahrscheinlich wird der Film dem Jump'n Run-Computerspiel auf dem er basiert aber trotzdem gerecht, denn viel mehr als, an der Trendsportart Parkour, orientiertes Gehüpfe und aufwändige Kampfszenen kann man leider nicht bestaunen. Am Ende bleibt der Eindruck, dass hier mit großem Ehrgeiz, dafür aber wenig erzählerischem Feingefühl und noch weniger Seele zu Werke gegangen wurde. Gesehen von Lion Bischof |
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