Filmschule | Aktuell | Community | Seminare | ||||||
|
< zurück zu den aktuellen Filmkritiken
Possession - Das dunkle in dir Regie: Ole Bornedal Kinostart: 08. November 2012
Im
Hause Brenck ist das Familienglück dahin. Clyde und Stephanie Brenck
haben sich vor Kurzem scheiden lassen. Die Kinder Em und Hannah leben
bei der Mutter und ihrem neuen Freund, Clyde besuchen sie oft in seiner
neuen Wohnung, wo Em prompt das Zimmer mit Aussicht auf den unheimlichen
Wald gegenüber bekommt. Als die drei auf einem Straßenflohmarkt
eigentlich Geschirr für Clyde kaufen wollen, erregt eine alte Kiste mit
mysteriösen Schriftzeichen darauf Ems Aufmerksamkeit. Als sie ihren
Vater darum bittet, die Kiste mitnehmen zu dürfen, denkt sich niemand
etwas und das antike Stück ziert von da an Ems Zimmer. Doch schon bald
beginnt Em, sich zurückzuziehen, sogar aggressiv zu werden. Auch häufen
sich unheimliche Zwischenfälle mit Motten überall im Haus. Als
Stephanie und Clyde sich um ihre Tochter Sorgen zu machen beginnen, ist
es bereits zu spät, denn was auch immer Finsteres in der Box hauste,
hat sich bereits auf Em gestürzt und führt sie und ihre Familie
unaufhaltsam in die Dunkelheit… Einen
Horrorstreifen über Besessenheit durch einen Dämon oder Geist, das gab
es im Kino ja schon seit – Moment, kurzer Blick in den Kalender –
Dienstag nicht mehr, da wurde es auch mal wieder Zeit. Zuletzt wurde das
Kinopublikum ja mit „The Devil Inside“ kräftig über den Tisch
gezogen, da waren meine Erwartungen an The Possession (so lautet der
Originaltitel, warum im Deutschen der Artikel weggelassen und
stattdessen der wenig originelle Zusatz angefügt wurde, bleibt wie so
oft bei deutschen Filmtiteln ein Rätsel) nicht besonders hoch. Die
Tatsache, dass Jeffrey Dean Morgan und Kyra Sedgwick in den Rollen der
Eltern geschieden sind, lässt den Zuschauer relativ kalt, da die
Handlung über diesen Umstand mehr oder minder mit einem Achselzucken
hinweggeht. Die beiden sind in ihren Rollen so gut, wie das Drehbuch es
ihnen eben erlaubt, hauptsächlich sind sie nämlich in glaubhafter
Sorge um ihre Tochter zu sehen, was einem Schauspieler als einziger
Ausdruck während eines kompletten Spielfilms nun mal nicht viel
abverlangt. Die junge Natasha Calis spielt die besessene Em überzeugend,
man nimmt ihr die Nummer der Furie durchaus ab. Selbstverständlich
waren aber auch hier keine Sternstunden der Schauspielkunst vorgesehen.
Ems Schwester Hannah (Madison Davenport) war augenscheinlich nur dazu
da, das Bild einer Familie irgendwie kompletter zu machen, denn sie geht
im Film beinahe völlig unter, ich hatte bereits beim Verlassen des
Kinos Mühe, mich überhaupt noch an ihre Rolle zu erinnern. Der Film
erfindet das Rad natürlich nicht neu, das ist in seinem Genre
mittlerweile kaum mehr möglich und wird eigentlich auch von niemandem
mehr ernsthaft erwartet. Trotzdem schafft er mit der Geschichte des
Dibbuk ein klein wenig Originalität auch wenn man dem Hinweis zu Beginn
des Films, das Gezeigte basiere auf wahren Begebenheiten, am besten erst
gar keine Beachtung schenkt. Diese inzwischen notorische Verlade hätte
man sich auch sparen können. Was den Film aber tatsächlich ein Stück
weit über seine Genrekollegen erhebt ist Ole Bornedals Regie, die das
Unheimliche über die mit Klaviertönen untermalten Luftaufnahmen von
Clydes Haus in einigen Szenen tatsächlich greifbar macht. Ebenfalls
gelungen ist in dieser Hinsicht gegen Ende Ems computertomographische
Untersuchung im Krankenhaus. Trotzdem kämpft der Film natürlich
auch mit genretypischen Schwächen. So glänzt das Drehbuch mit
Dialogperlen wie „Ich habe etwas gesehen“ und wir lernen, dass es in
jedem Krankenhaus einen Raum gibt, in dem sich die Toten bis unter die
Decke stapeln, natürlich ohne Lichtschalter. Letztendlich liefert der
Film genau das, was seine Gattung von ihm fordert: Ein unheimliches Mädchen,
einige ganz passable Schockmomente und zum Schluss den epischsten
Exorzismus seit Langem. Fazit:
Wer eingefleischter Fan des Genres ist und nicht zu viel erwartet, wird
sich sicherlich gut unterhalten fühlen und sogar die ein oder andere
handwerklich gut gemachte
Szene zu sehen bekommen. Für die meisten anderen dürfte der Film kaum
von Interesse sein, da seine Geschichte wenig Neues bietet und die
Legende des Dibbuk auch im Internet nachgelesen werden kann. Jannis Brunner |
|