Filmschule | Aktuell | Community | Seminare | ||||||
|
< zurück zu den aktuellen Filmkritiken
Das Bildnis des Dorian Gray von Oliver Parker ab 15. April 2010 im Kino Regisseur Oliver Parker hat mit Oscar Wilde ja schon so manche Erfahrung, hat er doch bereits zwei seiner Werke auf die große Kinoleinwand gebracht [An Ideal Husband (1999), The Importance of Being Earnest (2002)]. Jetzt wendet er sich mit seiner dritten Wilde-Adaption "Das Bildnis des Dorian Gray" auch gleichzeitig seinen eigenen Wurzeln zu, die ja eigentlich im Horror-Genre liegen. So konnte er bei Dorian Gray u.a. schon auf Erfahrungen mit Altmeister Clive Barker [Hellraiser (1987), Nightbreed (1990)] zurückgreifen, und ließ diese wohl auch gleich in sein neuestes Werk mit einfließen. Es ist Ende des 19. Jahrhunderts, der 20 jährige Dorian Gray (Ben
Barnes) kommt nach dem Tod seines Großvaters zurück in sein Elternhaus
in London. Dorians jugendliche Schönheit und Unschuld ziehen bald den
Maler Basil Hallward (Ben Chaplin) in ihren Bann, der daraufhin beginnt
ein Portrait des jungen Mannes zu malen. Schon bald lernt Dorian einen
Freund von Basil namens Lord Henry Wotton kennen, einen charismatischen
Zyniker, der das Leben in vollen Zügen genießt und dem kein Genuss
fremd zu sein scheint. Dorian ist von Lord Henry fasziniert und sieht
ihn bald als eine Art Mentor. Keine Adaption kann und will sich zu hundert Prozent an ihre Vorlage halten, und manchmal sind neue Ideen, die so nicht im Original zu finden sind, nützlich, passend oder sogar notwendig. Auch bei "Das Bildnis Dorian Gray" ließ man solch neuen Ideen in das Drehbuch mit einfließen. Größtenteils sind diese auch gelungen und erzählen die klassische Geschichte auf eine interessante neue Art und Weise. Lediglich am Ende des Films hat man dem ohnehin neu interpretierten Stoff noch mal ordentlich eins draufgesetzt und ein sehr sehr dramatisches und spektakuläres Finale eingebaut, das man vielleicht lieber etwas originalgetreuer, d.h. einfacher und kleiner hätte gestalten sollen. Trotz ein paar neuer Elemente hält sich der Film aber größtenteils recht treu an das Originalgerüst der Geschichte. Hierbei stellt sich aber auch leider ein kleines Problem ein. Regisseur Oliver Parker versucht nämlich ein wenig zu viel Geschichte in nur 118 Minuten zu verpacken. Da fällt dann die ein oder andere dramatische Wendung (z.B. der Tod von Dorians Geliebter Sybil Vane) ein wenig zu kurz und hektisch aus und ist, besonders für Zuschauer, die das Original nicht kennen, nicht gleich ganz nachvollziehbar. Ansonsten gibt es an dem Film absolut nichts auszusetzen. Die Schauspieler - allen voran Hauptdarsteller Ben Barnes - können in ihren Rollen wirklich überzeugen. Der Film ist spannend erzählt und hält selbst für Kenner der Originalgeschichte so manche Überraschung bereit. Ein nicht rundum gelungenes aber dennoch sehr gutes Werk.
Mark Zaschka
|
|