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3096 Tage
Regie: Sherry Hormann Kinostart: 28. Februar 2013 Dieser Film basiert auf der wahren Geschichte von Natascha Kampusch, die mit 10 Jahren entführt und von ihrem Entführer 8 Jahre lang gefangen gehalten wurde. Mit 18 Jahren gelang ihr die Flucht dank der kurzen Unaufmerksamkeit ihres Entführers, Wolfgang Priklopil. "3096 Tage" ist die Verfilmung des Buches "3096 Tage" von Natascha Kampusch. Schonungslos wird die Geschichte der Entführung erzählt. Man kann darauf vertrauen, dass es sich so abgespielt hat wie im Film. Das Bewegende an diesem Film ist, dass die Geschichte wahr ist und aus diesem Grund ist sie auch ohne zusätzliche Thrillereffekte spannend genug. Was ich aber nicht verstehe ist, wieso kein glücklicher Moment von Natascha gezeigt wird. Im Film wird gezeigt, dass sie für ihren Unterdrücker Wolfgang immer ein falsches Lächeln aufsetzt. Aus meiner Lebenserfahrung heraus, sehe ich in jeder Not und in jedem Leiden auch etwas Positives. Während des Films habe ich darauf gehofft ihr würde etwas wiederfahren, dass sie glücklich machen würde, da Menschen Optimisten sind und sie sonst diese Freiheitsbeschränkung sicherlich nicht überlebt hätte. Manchmal wirkte sie glücklich, aber man konnte nicht von Schein und Sein unterscheiden. Was auch schön gewesen wäre, wäre ein Interview von Natascha Kampusch im Anschluss an den eigentlichen Film zu sehen, oder echte Aufnahmen von ihr als Kind oder die Aufnahmen die ihr Entführer von ihr machte, als sie alleine waren. Andererseits kann man verstehen, dass das zu privat ist und die Geschichte noch sentimentaler erscheinen lässt und Natascha noch mehr in die Opferrolle drängt. Dies führt dazu, dass man nur noch Mitleid für sie übrig hat. In ihren Interviews betonte Natascha Kampusch immer wieder, dass sie kein Opfer sei, sie wollte sich auch nicht als solches präsentieren, denn sie befürchtet, die Leute würden sie für immer als Opfer sehen und ihr nicht die Chance geben ein normales Leben zu führen und zu den normalen Menschen zu gehören. Sie wünscht sich von den Menschen in ihrer Umgebung mehr Akzeptanz. Regisseurin Sherry Hormann beschäftigte sich schon zuvor viel mit Frauenschicksalen, z.B. in ihrem Film "Wüstenblume", in dem es um die Genitalverstümmelung der Frauen in Somalia geht. In "3096 Tage" gelingt es ihr gekonnt, auf subtile Weise die Leiden in der Gefangenschaft von Natascha Kampusch wiederzugeben.
gesehen von Jelena Majstorovich
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